Was am besten und konsistentesten gegen das Altern hilft, ist: Hungern. Alle möglichen Tiere leben deutlich länger und sind im Alter gesünder, wenn sie nur einen Teil der Kalorien erhalten, die sie gerne täglich essen würden (Vitamine und so müssen natürlich ausreichend drin sein, geht nur um Kalorien). Bei Affen so, bei Mäusen, bei Fliegen und allen möglichen anderen. Bei Menschen kann man das natürlich nicht in gezielten Experimenten testen, aber Blutwerte und andere Marker verbessern sich durch Kalorienreduzierung. Sieht also so aus, dass das beim Menschen auch funktioniert. Es gibt verschiedene Ideen, wie das funktionieren könnte. Ich erinnere mich an einen Vortrag, wo jemand untersucht hat, wie im Gehirn Hunger/satt reguliert wird. Der konnte einzelne Zellen bei der Maus so manipulieren, dass sie weniger Hunger hatte und dünner war. “Toll”, dachte er, “wenn man das beim Menschen hinkriegt, sind alle gesünder, ohne Hungern zu müssen!” Aber dann hat er bemerkt, dass diese Mäuse vom weniger Essen gar nicht den tollen Gesundheitsbonus haben. Sie waren zwar dünner, aber ansonsten so wie Mäuse, die so viel fressen konnten, wie sie wollten. Haben sie ja auch, wollten nur halt weniger. Schien so, dass man schon wirklich den unangenehmen Hunger braucht, um was vom Fasten zu haben.
Jetzt sehe ich gerade diese Studie hier. Das Hungerhormon Ghrelin ermuntert Hirnzellen in vitro, sich zu teilen. Solche frisch geteilten Hirnzellen gibt es nur im Hippocampus, der für das Gedächtnis zuständig ist (und im Riechkolben, aber wen interessiert der schon…). Diese neuen Zellen sind wichtig für das Lernen. Die Fähigkeit, neue Hirnzellen zu bilden, nimmt im Alter ab, genauso wie die Fähigkeit zu lernen. Jetzt also die Idee, dass das Hungerhormon das wieder ankurbeln kann.
Wenn das so stimmt (und sich in vivo bestätigt), könnte man also einfach regelmäßig Ghrelin einnehmen, um länger frisch zu bleiben. Haken: Ghrelin macht hungrig. Zu erwartende Nebenwirkung Übergewicht. Es sei denn, man nimmt Ghrelin, wird hungrig und verkneift sich dann das Essen. Und dann wären wir wieder da, wo wir waren. Für den gesundheitlichen Effekt des Hungerns muss man halt hungern.
Lichtblick: mit ein bisschen Glück könnte man auch molekulare Signalstoffe “downstream” benutzen, die den positiven Effekt haben aber keinen Hunger machen. So ein Signalweg ist normalerweise recht lang, z.b. Ghrelin verursacht A, A verursacht B, das C und C regt schließlich die Hirnzelle zur Teilung an. Dann könnte man vielleicht die Abkürzung nehmen, C einnehmen, den positiven Effekt haben, aber sich den Hunger sparen. Tja, aber vielleicht auch nicht. Kommt drauf an, wie dieser Signalweg wirklich aussieht. Auf, forschen!