In einem drastischen Ansatz versuchten Ärzte, Patienten mit einer besonders schweren Form der Multiplen Sklerose zu helfen. Bei Multipler Sklerose greift das eigene Immunsystem die Nerven an (genauer gesagt die Myelinscheide). Das führt zu einer fortschreitenden Lähmung. Erst werden nur die Muskeln schwächer, irgendwann kann man nicht mehr sprechen, am Ende nicht mehr atmen. In diesem Ansatz isolierten die Ärzte zuerst blutbildende Stammzellen von 24 Patienten. Dann benutzten sie eine Chemotherapie, um ihr Immunsystem komplett zu löschen. Alles weg, alle Impfungen, jede erlernte Immunität – aber auch der Angriffsplan auf die eigenen Nerven. Dann bauten sie mit den Stammzellen ein neues Immunsystem auf.
Und was soll ich sagen – es hat geklappt. Sie haben diese Patienten jetzt bis zu 13 Jahre verfolgt, und die hatten tatsächlich keine neuen Schübe. Man kann von der Heilung einer unheilbaren Krankheit sprechen.
Natürlich ist diese Therapie ein Hammer für den Körper. Die Nebenwirkungen sind immens. Einer der 24 Patienten ist sogar an der Therapie gestorben. Aber für Patienten mit einer sehr schweren und schnellen Verlaufsform ist es das Risiko wert. Zumindest jetzt, wo wir wissen, wie gut das wirkt. Und wenn wir erst mal hier angekommen sind, kann man auch daran arbeiten, das ganze schonender zu gestalten.
Ich ziehe meinen Hut! Yay, Wissenschaft!