“Gen-Samen führen dazu, dass Bauern nicht mehr ihre eigenen Samen ziehen können! Dann sind sie abhängig von den Konzernen!”
Falsch.
Schuld daran sind in Wirklichkeit die Hybrid-Samen. Die haben wir etwa seit den 1930ern. Führen zu besseren und stabileren Ernten. Insgesamt eher knorke. Weil das seltsamer Weise ein fester Bestandteil jeder Gentechnik-Diskussion ist, gibt’s hier eine kurze Erklärung, was es damit auf sich hat.
Merkmale vererben sich weiter. Wenn man die größten Nüsse nicht isst, sondern einpflanzt, kriegt man Bäume mit immer größeren Nüssen. Das wissen Menschen seit tausenden von Jahren. Und nutzen es, Pflanzen und Tiere zu züchten, also gezielt Merkmale zu unserem Vorteil zu verändern. Nach welchen Regeln die weitergegeben werden, wissen wir erst seit dem alten Mendel. Ist aber auch schon wieder eine Weile her.
Jetzt kommt aber noch was neues dazu. Wenn man so eine Züchtung lange und sorgfältig macht, hat man irgendwann eine reine Sorte, wo die Nachkommen alle immer genauso perfekt aussehen, wie die Eltern. Wenn ich jetzt zwei solcher Sorten kreuze, passiert etwas, das Mendel so gar nicht vorhersagen würde. Die Nachkommen wachsen besser als beide Eltern zusammen. Verursacht wird das durch die Durchmischung des Erbguts. Nennt sich Heterosis. Sieht man in der Abbildung. C24 und Ler sind die Eltern-Sorten. Wenn man die kreuzt, kommen F1 raus (so nennt man immer die erste Generation von Nachkommen einer Kreuzung). Die sind größer als beide Eltern-Sorten. Trotzdem sind alle Pflanzen gleich, weil exakt die Hälfte des Erbguts vom einen sortenreinen Elternteil kommt, und die andere vom anderen.
Der Haken: Wenn ich die jetzt weiter züchte, passiert das, was Mendel beschrieben hat. In der nächsten Generation (F2) gibt es eine wilde Mischung aller Merkmale. Manche Pflanzen sind groß, manche klein, manche machen süße Früchte manche bittere.
Deswegen kann ich von meiner Ernte nicht einfach Samen aufheben und beim nächsten Mal wieder einpflanzen. Ich hätte nämlich eine sehr uneinheitliche Qualität. Da kaufe ich als Bauer lieber neu die F1 Samen.
Ich könnte theoretisch selbst die beiden Eltern-Sorten anbauen, um Samen für meinen richtigen Anbau zu erzeugen. Ist aber billiger, die von jemandem zu kaufen, der sich darauf spezialisiert hat. Genau so wie mit Brötchen. Ich könnte für die paar Brötchen, die ich zum Frühstück will, jedes mal ein paar Stunden Arbeit investieren. Oder ich kaufe sie vom Bäcker, der ganz viele gleichzeitig macht. Ist für mich billiger, als sie selbst zu machen. Außerdem kann der das besser.
Ist übrigens auch bei Tomaten so. Habe mehrere Pflanzen für den Balkon gekauft. Manche sind Hybridsorten, manche sortenrein. Ich sage bescheid, welche am besten sind
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