Wenn man mit Schlaflosigkeit ins Schlaflabor geht, gibt es ein ganz typisches Ergebnis: man schläft viel mehr als man dachte. In den Lehrbüchern steht: “Insomniepatienten unterschätzen typischerweise, wie viel Schlaf sie kriegen”.
Ich arbeite selbst nicht mit menschlichen Versuchsteilnehmern. Aber ein Kollege hat mal erzählt, wie er das Phänomen erlebt hat. Hat einen Teilnehmer, der an die Messgeräte angeschlossen wird und sich ins Bett legt. Fünf Minuten später ist er weg und knackt 8 Stunden durch. Mit schnarchen und allem. Am nächsten Morgen sagt er: “Oh mann, ich habe mal wieder höchstens drei Stunden geschlafen”.
Bei diesem Phänomen könnte es aber noch eine andere Ursache geben. Heutzutage setzt sich mehr und mehr die Sicht durch, dass Schlaf und Wach nicht ganz so klar abgegrenzt sind, wie man dachte. Zwischenzustände (alle möglichen Varianten von Halbschlaf) sind gar nicht so selten. Ein Teil des Gehirns ist dabei im Schlafmodus, ein anderer steht auf Wach. Je nachdem welche Teile das sind, schlafwandelt man, erkennt im Traum, dass man träumt oder wacht auf und kann sich nicht bewegen. Seit einigen Jahren geht die Hypothese um, dass bei Schlaflosigkeit auch so ein Grauzustand eine Rolle spielen könnte. Der größte Teil des Hirns steht auf Schlaf – der Schlafarzt oder – wissenschaftler sagt, du schläfst gerade. Aber vielleicht steht genau der Teil deines Hirns noch auf Wach, der dir sagt, dass du gerade im Bett liegst und einschlafen willst. Dann fühlst du dich wach, obwohl die objektiven Messungen Schlaf feststellen. Dafür gibt es einige Hinweise aus EEG (Hirnströme) Daten. Diese Studie hier machte eine funktionelle Bildgebung von Hirnaktivität und deutet auch auf darauf hin.
Nehmen wir an, das wäre wahr. Dann bleibt eine ganz wichtige Frage. Erfüllt dieser fast-Schlaf ausreichend die gesundheitlichen Funktionen von Schlaf oder nicht? Wenn ihr mein Video vom Famelab gesehen habt, wisst ihr, dass genau das mein Forschungsinteresse ist. Wir bräuchten einen Weg, den “Erfolg” von Schlaf zu messen. Dann könnte man sicher manchen Insomniepatienten sagen: “keine Sorge. Fühlt sich an, als wärst du wach, aber du kriegst den Schlaf, den du brauchst”. Bei anderen wüsste man, dass man sie behandeln müsste.
Behandlung sollte übrigens nie mit Schlafmitteln passieren. Im Artikel wird Meditation erwähnt, das ist eine sinnvolle Maßnahme. Wem Entspannungsübungen nicht reichen, der kann auf kognitive Verhaltenstherapie zurückgreifen. Hilft nachweislich.
https://news.byu.edu/news/byu-study-why-people-insomnia-dont-know-theyre-asleep