Mein wichtigster Rat für alle Wissenschaftler, die mit der Öffentlichkeit kommunizieren: Haltet Fakten und Meinungen auseinander.
Als Wissenschaftler könnt und solltet ihr zu wissenschaftlichen Themen Fakten liefern wie kaum ein anderer. Ihr sollt auch eure Meinung anbieten – was sollen wir jetzt tun, wo wir wissen, wie der Hase läuft? Wie sollen wir auf die Fakten reagieren?
An dieser Stelle ist aber enorm wichtig, dass klar ist, wo die Fakten aufhören und wo eure Meinung beginnt. Es ist kein wissenschaftlicher Fakt, dass wir an embryonalen Stammzellen forschen müssen oder Tierversuche machen oder den CO2 Ausstoß reduzieren. Die Fakten zeigen uns, was mit welcher Wahrscheinlichkeit passiert, wenn wir das jeweils machen oder nicht machen. Man kann unterschiedlicher Meinung sein, welche Konsequenz daraus gezogen werden sollte. Es ist essentiell für die Wissenschaftskommunikation, dass Wissenschaftler sich dessen bewusst sind und das respektieren. Wer behauptet: “Diese Studie zeigt eindeutig, dass wir an embryonalen Stammzellen forschen müssen”, stellt seine Meinung so dar, als wäre sie die einzig mögliche Konsequenz dieser Studie, sozusagen ihr wissenschaftliches Ergebnis. Wer das macht, beschädigt das Ansehen von Wissenschaft in der Gesellschaft genau so stark wie ein Wissenschaftsleugner. Die Öffentlichkeit wird zwangsläufig zum Schluss kommen, dass “die Wissenschaft mal das und mal das” sage, und man sich eben nicht auf Studien verlassen könne.
Daten sind Daten. Kommuniziert die Daten, die verbleibende wissenschaftliche Unsicherheit, und dann bietet ihr Eure Meinung an. So seid ihr ehrlich, authentisch, nehmt aktiv an der öffentlichen Debatte teil, und niemand braucht eure Daten abzulehnen, nur weil er eure Meinung scheiße findet.
Jemand, der das alles falsch macht, ist Manfred Spitzer. Ein Hirnforscher mit sehr starker Meinung zu gesellschaftlichen Themen. Schreibt ein Buch nach dem anderen. Da erklärt er zb, die Hirnforschung würde ergeben, dass Kinder in der 5. und 6. Klasse ganz dringend Religionsunterricht bräuchten. Schwachsinn. Seit ein paar Jahren ist er auf einem Kreuzzug gegen die Digitalisierung. Dieser Artikel hier beschreibt sehr schön, wie er da vorgeht. Nehmt ihn als schlechtes Beispiel und macht es besser!