Immer wieder fliegen WissenschaftlerInnen auf, die auf plumpeste Art Ergebnisse erfinden, um die so karrierewichtigen Papers veröffentlichen zu können.
Geht schlimmer.
Hier wurde eine mutmaßliche paperMill entdeckt. Papers mit erfundenen Daten am Fließband auf Bestellung.
Das Geschäftsmodell floriert anscheinend in China, wo Jobs und Beförderungen besonders strikt an die Zahl dieser Veröffentlichungen gebunden sind (bei uns im Prinzip auch, aber etwas weniger starr).
Eins der oft bestellten Ergebnisse scheint übrigens zu sein, dass TCM (“traditionelle chinesische Medizin”) wirkt.
Ich weiß aber nicht, ob das das Schlimmste daran ist. Je glaubwürdiger das gefälschte Ergebnis wirkt, desto mehr Schaden kann es anrichten. Bei TCM-claims ist die wissenschaftliche Community vielleicht wenigstens noch kritischer.
Noch zwei pessimistische Gedanken dazu:
1) 400 zu dieser papermill gehörende papers wurden bereits identifiziert. Einfach dadurch, dass sie so scheiße und immer auf die gleiche Art gefälscht waren. Zb immer die gleichen Photoshop-Bausteine, mit denen Daten in Graphen erfunden wurden. Besser fälschen wäre sehr leicht. Jeder, der Mal im Labor gearbeitet hat, kann spielend leicht Rohdaten fälschen. Kein Photoshop, keine nachweisbaren Wiederholungen in den Graphiken. Ich bezweifle, dass wir davon ausgehen können, dass alle Betrüger dermaßen dilletantisch vorgehen. Wie viele besser gefälschte Papers sind im Umlauf?
2) um unbrauchbare Ergebnisse zu produzieren, braucht es keine kriminelle Energie. Jede DoktorandIn steht unter dem Druck, etwas herausfinden zu müssen. Dann schaut man halt sehr genau, ob da nicht doch irgendwas brauchbares im enttäuschenden Datensatz steckt. Wer sich da nicht sehr gut mit statistischen Fallstricken auskennt und die verdammt ernst nimmt, produziert “gefälschte” Ergebnisse, ohne es zu merken. Die wissenschaftliche Literatur ist voll davon, was man sogar mathematisch an der Verteilung der Ergebnisse sehen kann.
Ausführlicher Artikel über die 400 gefundenen gefälschten papers: https://forbetterscience.com/2020/01/24/the-full-service-paper-mill-and-its-chinese-customers/