Das ist gerade in den Nachrichten, zb in diesem Artikel: https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2019-12/crispr-forscher-urteil-haft-china-genmanipulation-embryos
He ist der Typ, der in China GMO-Menschen gemacht hat. Crispr-Babies wurden die auch genannt. Die Absicht war, die beiden Mädchen resistent gegen HIV zu machen. Das hatte für enormen Wirbel gesorgt, weil es ein Tabu brach: Im Gegensatz zu einer Gentherapie wurde hier in die Keimbahn der Mädchen eingegriffen, dh alle ihre Nachkommen werden diese Änderungen erben.
Es war bei Einigen der Eindruck entstanden, dass “die Chinesen” sich nicht an damit verbundenen ethischen Bedenken stören würden und einfach immer machen, was wissenschaftlich möglich ist. Spätestens mit dieser Haftstrafe dürfte klar sein, dass solches Verhalten auch in China nicht cool ist.
Was mir in der aktuellen Berichterstattung noch fehlt: Auch wissenschaftlich war diese Aktion völliger Murks. Erstens ist die auch im Artikel oben wiedergegebene Begründung “um die Kinder vor dem HIV des Vaters zu schützen” von Anfang an hinfällig. Das ist schon längst möglich und zwar völlig ohne gentechnische Eingriffe (OK, der Punkt ist nicht rein wissenschaftlich, sondern auch ein bisschen bioethisch – wann ist ein experimenteller Eingriff gerechtfertigt). Dann hat er eine Stelle des Genoms verändert, die mit Resistenz gegen HIV assoziiert ist. Er hat aber nicht die Sequenz eingebracht, die man bei resistenten Menschen findet, sondern irgendeine andere, die “bestimmt genau so gut” funktioniert. Dann ist nicht klar, welche Nebenwirkungen so eine Mutation hat, selbst wenn sie gegen HIV funktionieren sollte. Immerhin verändert sie einen Rezeptor des Immunsystems. Es gibt Hinweise, dass die Mutation, die vor HIV schützt, zu mehr Komplikationen bei bestimmten anderen Viruserkrankungen führt.
Sowohl ethisch als auch wissenschaftlich völlig überstürzt. Bitte nicht mehr von sowas, Wissenschaftsjahr 2020.