Tolles Video von maiLab (ohne mich, weil immer noch Elternzeit). Was erhoffen wir uns von Wissenschaftskommunikation? Reicht es, einfach mehr Wissenschaftler:n in die Öffentlichkeit zu holen? Was, wenn dadurch nur “Back off man! I’m a scientist!”-Typen durch die Talkshows und Bücherregale tingeln, die ihre politische Meinung als Stand der Wissenschaft verkaufen?
Wissenschaft ist glaubwürdig. Nicht, weil Wissenschaftler:n eine besonders edle Sorte Mensch wären. Sondern weil die gegenseitige Kontrolle und fachliche Kritik dafür sorgt, dass unsinnige Vorstellungen entlarvt werden und sich in der wissenschaftlichen Gemeinschaft nicht durchsetzen. So einen Prozess gibt es in der Wissenschaftskommunikation nicht. Im Gegenteil.
Talkshows suchen kontroverse Persönlichkeiten mit “starken Aussagen”. Populärwissenschaftliche Bücher verkaufen sich, wenn sie das sagen, was die Leute hören wollen, nicht weil sie akkurat sind. Topseller in den Buchhandlungen sind Flachpfeifen wie Rupert Sheldrake, deren Geschäftsmodell darin besteht, esoterischen Blödsinn als Stand der Wissenschaft zu verkaufen.
Das ist die nächste Herausforderung an die Wissenschaftskommunikation. Wissenschaftler:n stehen seit Corona im Rampenlicht. Aber das war nur der erste, zwar wichtige aber unzureichende Schritt. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass Wissenschaftskommunikation so verlässlich wird wie die Wissenschaft selbst. Toll herausgearbeitet in diesem Video!
Hello! Ich bin eigentlich ganz großer Mailab-Fan. Dieses Video war irgendwie aber auch das Video, was ich bisher am wenigsten mochte und möchte daher auch diskutieren (entschuldigt bitte, dass ich nur kommentiere, wenn mit etwas nicht passt – also an dieser Stelle also noch großes Lob an all die vielen tollen Videos, die ich unglaublich informativ und interessant fand…).
1) Denkt ihr, es ist eine gute Idee, was so auf der Spiegelbestseller-Liste als “Sachbuch” auftaucht, “wissenschaftlich geprüft” und mit Gütesiegel versehen werden? Das stelle ich mir unglaublich aufwendig und teuer vor. Wer soll das machen? Eine dafür einberufene Kommission? Woher kommt das Geld dafür? Ich denke, solange keine öffentlich-rechtliche Plattformen genutzt werden, sollte doch wirklich jeder sagen dürfen, was er/sie will, selbst wenn es unwissenschaftlicher Schwachsinn ist. Oder Youtube/…/das Verlagshaus müsste das dann für die jeweilige Plattform regulieren.
2) Meint ihr nicht, dass diese Anfälligkeit für “alternative Fakten und Erklärungen” durch die außerordentliche Situation der Corona-Krise entstanden ist und dass es vielleicht irgendwann wieder normal wird? Es gibt ja jede Menge kritischer Reviews zu Bhakdis Buch. Macht da ein “wissenschaftliches Gütesiegel” wirklich einen Unterschied? Oder ist es je nachdem wirklich notwendig, sich öffentlich mit großer Reichweite sich kritisch mit ihm auseinander zu setzen – negativer Review in der Tagesschau oder so? oder würde dass dann das Vertrauen in die konventionellen Medien noch mehr schwächen?
3) Ist Herr Bhakdi wirklich so gefährlich, dass er “geprüft” werden muss? Kann man nicht sein Buch kaufen, es lesen ohne alles zu glauben? Ich dachte als Mailab-Zuschauer steht man da doch gut drüber 🙂
Viele Grüße~