Bittere Aprikosenkerne enthalten das Gift Blausäure. Krimifans kennen die von der Zyankalikapsel.
Weil es keinen Hirnriss gibt, der nicht von irgendwem als Heilmittel verkauft würde, werden Aprikosenkerne im Internet an jeder Ecke als Heilmittel gegen Krebs empfohlen. Klar, wogegen auch sonst. Wenn schon, denn schon. Und weil Blausäure irgendwie einen schlechten Ruf hat, nennen sie die einfach um. Der blausäurehaltige Bestandteil Amygdalin heißt bei den Fans des Schwachsinns einfach “Vitamin B17”.
Ist gar kein Vitamin. Aber wen kümmerts. Hilft ja auch nicht gegen Krebs.
Dadurch steigt natürlich die Nachfrage nach bitteren Aprikosenkernen. Da wäre der Besitzer der Biokette ja kein guter Geschäftsmann (oder frau), wenn er nicht bittere Aprikosenkerne im Sortiment hätte. Als Krebsmedikament darf er die natürlich nicht bewerben. Da haben wir ja leider in Deutschland diese lästigen Gesetze, die Patienten vor skrupelloser Quacksalberei schützen sollen. Aber brauch er auch nicht. Der leichtgläubige, äh, informierte Liebhaber der wirkungslosen Medizin hat die Heilsversprechungen natürlich schon im Netz gefunden. Da verkauft man die giftigen Leckerbissen einfach als Superfood und gut ist.
In Australien geht das nicht mehr. Da war 2015 jemand gestorben, weil er dachte, das wäre echt was zum Essen. Haha, so ein Trottel. Weiß doch jeder, dass die ein Krebsmedikament sind, nichts zum essen. Heißt ja schließlich Superfood und nicht super food.
In Kanada muss auf der Verpackung stehen, dass man nicht mehr als drei pro Tag essen darf. Und zwar ganz deutlich und klein auf der Rückseite versteckt.
Da ist jetzt einer mit Blausäurevergiftung auf die Intensivstation gekommen. Tja, hat er wohl nicht richtig das Kleingedruckte gelesen. Nur weil die Packung im Snackregal neben den Mandeln stand, heißt das doch nicht, dass man die einfach essen kann! Mannmannmann.
Ich habe mich gerade gefragt, wie das eigentlich in Deutschland aussieht. Google bietet mir das Superfood Produkt im Foto an. Hm, sieht lecker aus! Aber da steht doch sicher eine Warnung, dass man davon auf keinen Fall mehr als zwei pro Tag essen darf, oder?
Ah, bestimmt beim Punkt “Anwendung und Dosis”. Mal lesen: “In Müsli… oder einfach zwischendurch lecker. Aufgrund des hohen Ballaststoffgehalts ist es wichtig, ausreichend zu trinken.”
Na, immerhin. Nicht dass man da völlig dehydriert auf der Intensivstation ankommt.
https://www.cbc.ca/radio/asithappens/as-it-happens-friday-edition-1.4417898/man-treated-for-cyanide-poisoning-from-apricot-kernels-says-selling-them-like-nuts-is-nuts-1.4417904