Ich habe neulich Dinge aufgezählt, die mit erhöhtem Demenzrisiko korrelieren. Ich habe unterstrichen, dass für keins davon klar ist, ob eine Änderung eines dieser Faktoren wirklich in der Lage ist, das Demenzrisiko zu senken. Es könnte sein, dass sie zwar mit der Krankheit korrelieren, aber nicht direkt verantwortlich sind. So ist das halt mit Sachen, die in diesem Moment noch Gegenstand der Forschung und eben noch nicht abschließend geklärt sind.
Diese Ungewissheit wird schön an diesem Beispiel deutlich. Eine Arbeitsgruppe aus Kansas untersuchte gesunde, ältere Versuchsteilnehmer. Unter anderem testeten sie, wie stark die Ablagerungen von Amyloid beta im Gehirn waren. Die sind im Alter normal, sind aber bei Alzheimerpatienten besonders stark. Sie können Alzheimer ankündigen und vermutlich sind sie auch die Ursache.
Je mehr hochglykämische Lebensmittel die älteren Personen aßen, desto stärker waren die Amyloid beta Ablagerungen in ihrem Gehirn.
Die naheliegende Schlussfolgerung der Forscher: Man sollte dringend prüfen, ob man nicht durch Umstellung des Speiseplans das Alzheimerrisiko senken kann, so wie es ähnliche Korrelationsstudien auch vorher schon nahegelegt hatten.
Warum muss man das noch extra prüfen? Weil halt bis jetzt nur eine Korrelation und keine Kausalität gezeigt wurde.
Ein Duo aus Schlafforschern spekuliert jetzt, dass des Pudels Kern auch ganz woanders liegen könnte. Sie argumentieren, dass hochglykämische Lebensmittel nachweislich den Tiefschlaf reduzieren. Außerdem macht verpasster Schlaf Hunger auf genau solche Lebensmittel. Und schlechter Schlaf ist eben auch ein Risikofaktor für Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Dass Schlafmangel akut den Amyloid beta Spiegel anhebt, konnte auch schon gezeigt werden. Es könnte also genauso gut sein, argumentieren die Schlafforscher, dass schlechter Schlaf die Ursache für die gefundene erhöhte Ablagerung ist. Und weil Schlaf eben mit Donuts korreliert, korrelieren dann auch die Donuts mit dem Amyloid beta – ohne aber selbst ursächlich zu sein. Bzw nur indirekt, indem sie den Schlaf verschlechtern. Der große Unterschied für uns donutliebende, alzheimerfürchtende Normalbevölkerung wäre, dass es in diesem Fall nichts bringen würde, auf Donuts zu verzichten, wenn wir nicht gleichzeitig für besseren Schlaf sorgen würden. Oder anders herum dürften wir sogar weiter Donuts essen, wenn wir unseren Schlaf anderweitig in den Griff kriegen könnten.
Ob das stimmt, können wir jetzt noch nicht sagen. Wenn wir Pech haben, hilft sogar weder das eine, noch das andere. Aber solche Sachen kann man halt überprüfen. Und solche Hypothesen helfen dabei, sich der Wahrheit so zielstrebig wie möglich anzunähern.
Ich wiederhole noch mal meinen Rat vom letzten Mal. Wir wissen zwar bei diesen Risikofaktoren noch nicht, ob sich mit ihnen wirklich unser Risiko auch senken lässt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es aber das vielversprechendste, das wir tun können. Ob es uns den Versuch Wert ist, hängt ganz einfach davon ab, wie sehr wir Donuts mögen. Und Nächte durchmachen. Ich finde, der Verzicht ist klein genug, dass sich der Versuch lohnt.
https://academic.oup.com/ajcn/article-abstract/107/3/480/4939349?redirectedFrom=fulltext