Im Sommer hatte der EU Gerichtshof bestimmt, dass genome editing zur Gentechnik gehört, Mutageneseverfahren aber nicht. Darüber habe ich hier schon ausgiebig geschimpft. Das ist nämlich blanker Unsinn, egal wie man zur Gentechnik steht.
Jetzt gibt es dazu ein Positionspapier von 75 europäischen Forschungsinstituten.
„Die Gen-Richtlinien der EU entsprechen in keiner Weise mehr dem wissenschaftlichen Kenntnisstand“.
Jupp.
Warum macht es so einen Unterschied, ob ein Verfahren als Gentechnik gesehen wird oder nicht? Weil damit enorme Auflagen verbunden sind. Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel müssen eine Sicherheitsprüfung ablegen, die ähnlich ist wie bei einer neuen Chemikalie. Ungiftigkeit muss nachgewiesen werden. Das ist so teuer, dass diese Methoden nur von riesigen Konzernen genutzt werden können. Ein mittelständisches Unternehmen könnte das niemals stemmen.
Aber ist es denn nicht auch denkbar, dass die Änderung eines einzelnen Gens in einem Nahrungsmittel – etwa einer Banane – schädliche Folgen für die Gesundheit hat? Zb weil irgendein Bitterstoff plötzlich so sehr erzeugt wird, dass es giftig wäre, die Frucht zu essen?
Kann man nicht ausschließen. Aber eben genauso wenig, wenn man durch normale Kreuzung neue Sorten züchtet. Es liegt in der Natur von Züchtung, dass neue Sorten mit neuen Eigenschaften entstehen. Welche das sind, muss man IMMER erst mal testen. Und bei einer normalen Banane macht man das halt, indem man reinbeißt.
Erst recht kann man das nicht ausschließen, wenn man Mutageneseverfahren benutzt, die ja laut EU keine Gentechnik sind. Da werden nämlich zufallsmäßig unzählige Mutationen erzeugt. Im Gegensatz zum genome editing, wo man sehr genau nur das ändern kann, was man auch ändern will.
Wir müssen festlegen, wie vorsichtig wir mit neuen Sorten sein wollen. Aber bitte mit sinnvollen Regeln.