Ich finde es toll, wie sehr die Idee des Science Marches in Deutschland gefruchtet hat. Ich hoffe es werden richtig, richtig viele Leute, die am 22.4. auf die Straße gehen.
Wissenschaft kann nicht alle unsere Probleme lösen. Aber sie kann die Fakten bereitstellen. Sie kann sagen, wie die Situation aussieht und welche Alternativen wir haben. Darauf aufbauend muss die Gesellschaft Entscheidungen treffen. Wie soll unsere Landwirtschaft aussehen? Was wollen wir investieren, um dem Klimawandel zu begegnen? Welche Tierversuche wollen wir machen und welche nicht? Wie groß muss der Nutzen einer Behandlung sein, damit die Solidargemeinschaft die Kosten übernimmt? Diese Fragen müssen wir klären. Was stattdessen passiert, ist dass Interessengruppen mit völliger Selbstverständlichkeit die Fakten leugnen. “Natürliche” Pestizide seien automatisch harmloser als synthetische. Den Klimawandel gäbe es gar nicht. Tierversuche hätten überhaupt keinen wissenschaftlichen oder medizinischen Nutzen. Der Nutzen von Homöopathie sei enorm groß.
Wissenschaftler (und alle anderen), die sich diesem Quatsch entgegenstellen, werden persönlich angegriffen, es wird behauptet sie wären bestochen, inkompetent oder sonst wie unglaubwürdig. Ganze Studien werden abgetan, weil sie nicht ins gewünschte Weltbild passen. Können ja nur gefälscht sein.
Wenn wir die Leistung der Wissenschaft zur Wahrheitsfindung ignorieren, verlieren wir die Errungenschaften der Aufklärung. Wenn wir die verlieren, sind wir gekniffen. Und zwar feste. Da, wo es weh tut.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/wissenschaftspolitik-marsch-fuer-die-wahrheit-1.3460756