Seid ihr eher Lärchen- oder eher Eulentypen? Ich bin eher ne Eule. Wenn ich mich nicht zusammenreiße, gehe ich super spät ins Bett. Und stehe halt super spät wieder auf. Eigentlich bin ich sogar euliger als Eulen. Ich würde so weit gehen und sagen, dass ich ein Fledertyp bin.
Wenn man Früh- und Spätaufsteher in einen Bunker ohne Fenster und Uhren steckt, sieht man, dass ihr innerer Rhythmus unterschiedlich ist. Ohne Sonnenaufgang haben Lärchen einen Tagesrhytmus, der etwas kürzer ist als 24 h. Bei Eulen ist er länger. Im Alltag können sich beide an 24 h anpassen, aber locken sich eben früh oder spät ein.
Der Grund für diese Unterschiede liegt in den Genen. Die innere Uhr funktioniert über Gene, die sich gegenseitig an- und ausschalten. Wenn ein Gen abgelesen wird, bildet sich ein Protein. Bei den sogenannten Uhrengenen ist es so, dass dieses Protein dafür sorgt, dass zb ein anderes Gen nicht mehr abgelesen wird. Das Protein von Gen A stoppt Gen B. Aber erst, wenn sich genug Protein angesammelt hat. Dieses Ansammeln dauert seine Zeit. Deswegen können diese Gene auch Zeit messen. Ein Zyklus von sich gegenseitig anwerfen und wieder ausschalten dauert 24 h. Beziehungsweise ein kleines bisschen kürzer oder länger. Von allen möglichen Genen gibt es nämlich verschiedene Varianten (so wie auch zb bei den verschiedenen Haarfarben). Eine Variante kann zb ein kleines bisschen mehr oder weniger effektiv sein, was dazu führt, dass die Ansammlung von Protein (oder seine Wirkung) ein bisschen länger oder kürzer dauert.
Vor einer Weile wurde die Genvariante identifiziert, die einen zum extremen Frühaufsteher macht. So extrem, dass man kaum noch mit der Tageslänge von 24 h klar kommt. Nennt sich familial advanced sleep phase syndrome.
Jetzt dieses neue Ergebnis: Eine Genvariante wurde identifiziert, die einen eulig macht. Das Gen nennt sich Chryptochrom 1, kurz Cry1. Seine Rolle für die normale innere Uhr war schon aufgeklärt. Nur nicht, dass es diese Stelle der Uhr ist, die einen zum Spätaufsteher macht.
In Europa hat etwa einer in 75 die Eulenvariante von Cry1. Also nicht jeder, der gerne spät aufsteht, das sind ja viel mehr. Anscheinend nur die besonders späten. Die echten Fledertypen, eben.
Dass wir so richtig gerafft haben, wie die innere Uhr funktioniert, ist übrigens in den späten 90ern, frühen 2000ern passiert. Die wichtigsten Erkenntnisse kamen durch Forschung mit Fruchtfliegen (Drosophila). Das nur, falls ihr euch mal wundert, was wir eigentlich von Grundlagenforschung mit Fliegen haben.