Vor vierhundert Jahren wüteten die Hexenverfolgungen. Zehntausende Unschuldige wurden bei lebendigem Leibe verbrannt, Millionen weitere gefoltert. Weil Menschen sich gegenseitig in Panik hochschaukeln und dann jeden Scheiß glauben.
Gibt’s zum Glück heute nicht mehr? Falsch. Aus Wikipedia: “In Westafrika wurden in den 1970ern Hexen für eine Epidemie verantwortlich gemacht. Anstatt Impfprogramme zu initiieren, ließ die Regierung im Radio Geständnisse alter Frauen verbreiten, dass diese die Gestalt von Waldkäuzen angenommen haben, um die Seelen der kranken Kinder zu stehlen.”
Gibt’s zum Glück nicht in aufgeklärten westlichen Ländern? Falsch. 1991 wurde das Ehepaar Dan und Fran Keller angeklagt, in ihrer Kindertagesbetreuung satanistische Rituale vollzogen und Kinder dabei verletzt und sexuell missbraucht zu haben. Sie saßen über 21 Jahre im Gefängnis, bis 2013 ihre völlige Unschuld festgestellt worden ist. In den 90ern gab es in den USA eine Massenhysterie über angebliche satanistische Verbrechen, von denen sich kein einziges als wahr herausstellte. Dieser sind die Kellers zum Opfer gefallen.
Eltern schickten ihre Kleinkinder zu Quacksalber-Psychiatern, die über Hypnose “verborgene Erinnerungen” freisetzen wollten. Seltsamerweise hörten sich all diese “Erinnerungen” an wie aus einem Horrorfilm. In einem völligen Versagen des Justizsystems wurden die Kellers aufgrund dieser Fantasiegeschichten schuldig gesprochen. Jetzt gerade haben sie die Entschädigung zugesprochen bekommen, die in USA jedem unschuldig inhaftierten zusteht – 80.000 Dollar pro Jahr. Ein schwacher Trost für ein verlorenes Leben. Die Kellers sind jetzt 67 und 75 Jahre alt.
Übrigens zahlt niemand irgendwas für all die jungen Erwachsenen, die ihr ganzes Leben im Glauben aufgewachsen sind, sie wären als kleine Kinder grausamst missbraucht worden.