Ich bin gerade auf einer abgefahrenen Veranstaltung.
Das japanisch-amerikanisch-deutsche Grenzen der Wissenschaft Symposium. Eingeladen hat mich die Humboldt-Stiftung. Es ist das erste Treffen dieser Art der drei Länder. 90 Wissenschaftler sind hier in einem Tagungshotel. Ich hatte mich ganz schön gewundert, als ich vor ein paar Monaten die Einladung bekommen hatte. Gerade hat der Vertreter der amerikanischen Kavli Foundation gesagt, sie hätten einen Querschnitt der “besten jungen Wissenschaftler dieser drei Länder” zusammengestellt, um besonders wichtige wissenschaftliche Themen zu diskutieren. oO
Naja, wenn man ein Kompliment kriegt, soll man nicht widersprechen…
Die “wichtigen Themen” sind Klimawandel, Gravitationswellen, machine learning, Materialien und Chemie für alternative Energiequellen, soziale Ungleichheit und “Warum brauchen wir Schlaf?”. Durch den letzten Punkt sind sie wohl auf mich gekommen.
Na gut, los geht’s. Jetzt erklärt gerade einer Grundlagen, woher Geowissenschaftler wissen, wie in den letzten Millionen bis Milliarden Jahren so das Klima war. Ich halte euch auf dem Laufenden.
…
Mega abgefahren. Der japanische Dr. Uemura hat seine Daten vorgestellt. Er untersuchte Eisbohrungen aus Antarktis. Wasser besteht ja aus Wasserstoff und Sauerstoff. Bei beidem gibt’s natürliche Isotope. Wieviel Isotop in deinem Wasser ist, hängt von der Temperatur ab.
In der Antarktis ist das Eis gefroren und man kann Isotopgehalt über hunderttausende von Jahren zurückverfolgen. Der Typ hat sich jetzt verschiedene Isotope im Wasser angeguckt. Eins sagt ihm, wie kalt die Antarktis zu der betreffenden Zeit war. Ein anderes sagt ihm, wie kalt der Ozean war, aus dem das Wasser verdunstet ist, das dann über der Antarktis runtergeschneit ist. So kann er zurück verfolgen, wie die globale Temperatur war, wie die lokale Antarktistemperatur von der Änderung der Erdneigung abging (Unterschied zwischen Polen und dem Ozean, der näher am Äquator ist), wie beides mit dem CO2 Gehalt der Atmosphäre zusammenhängt und sogar wie diese Faktoren mit der Erdumlaufbahn zusammenhängt, deren Form sich im Rhythmus von 400.000 Jahren ändert.
Ich schlackere immer noch mit den Ohren.