Session zu Graviatationswellen. Geiler Scheiß. Seit der ersten Durchbruch-Entdeckung haben sie noch drei weitere kollidierende schwarze Löcher Paare entdeckt. Solche Gravitations-Kawumms-Sounds von diesen weltuntergangsmäßigen Events rauschen wohl alle 15 Minuten bei uns durch. Jeder von einem anderen kollidierende Pärchen. Mit der jetzigen Technologie könnte man ca jeden Monat eins mitkriegen. In einem wahnisinnig tollen Vortrag hat Michele Heurs aus Hannover erklärt, wie man Gravitationswellen messen kann. Wenn die hier durchkommen, ändern sie kurz die Größe der Materie. Wenn Du einen Stock nimmst, der so lang ist wie die Strecke zwischen Erde und Sonne und der volle Breitseite aus dem richtigen Winkel erwischt wird, ändert sich seine Länge um den Durchmesser eines Atoms.
Jetzt wo sie sowas messen können, wollen sie damit richtig Astronomie betreiben, also das in etwa so einsetzen wie ein Teleskop. Heurs hat erklärt, wo die Limits sind, diese Messaparate noch sensibler zu machen, damit sie noch entferntere (oder kleinere) Events detektieren. Zehnmal sensitiver wäre nämlich zehnmal weiter gucken können, und weil der Raum drei Dimensionen hat, könnte man damit 10*10*10=1000 mal mehr Weltraum beobachten. Weil die Apparate so empfindlich sind, sind die Detektionsgrenzen durch Quanteneffekte gesetzt. Zum Beispiel, dadurch, dass die Spiegel durch den Schwung der Photonen bewegt werden. Also durch den Rückschlag des Lichtstrahls. Wer mal eine Taschenlampe in der Hand hatte weiß, dass so ein Rückschlag von Licht nicht besonders heftig ist.
Tomotada Akutso aus Tokio hat dann erklärt, wie sie sich das mit der Gravitations-Astronomie so vorstellen. Wenn man solche Gravitationswellendetektoren nämlich an verschiedenen Stellen der Erde hat (zur Zeit gibt es drei), kann man die Wellen nicht nur detektieren, sondern auch ausrechnen, aus welcher Richtung sie kommen. Je mehr Detektoren, desto genauer die Richtung. Dann kann man gezielt an der Stelle mit einem normalen Licht-Teleskop gucken. Es wird nämlich vorausgesagt, dass so ein weltuntergangsmäßiger Zusammenprall zweier schwarzer Löcher nach dem Gravitations-Wumms auch noch ganz viele Lichteffekte produzieren müsste. Man weiß wohl nicht genau, wie da die Zeitachse ist, aber vermutlich so im Bereich von Monaten. Er meinte wenn man das dann gezielt beobachtet, würde man z.B. besser verstehen, wie schwere Metalle wie Gold entstehen würden. Habe ich ihm einfach mal geglaubt.
Außerdem könnte man mit mega-sensitiven Gravitationswellendetektoren theoretisch dem Gravitations-Echo des Urknalls lauschen. Ein anderer Sprecher hat gesagt das sei wie wenn man einen Ballon ganz schnell aufbläst und der dann wegen seiner Elastitzität dannach noch ein bisschen vibriert. Da sind sie deswegen so hinterher, weil man mit elektromagnetischen Signalen wie Licht wohl nur bis zum “cosmic microwave background” in die Vergangenheit schauen kann. Der ist wohl wie eine Wand für elektromagnetische Information. Der macht aber den Gravitationswellen nix.
Aus dem Publikum hat am Ende der Diskussion einer gefragt, wie es für die beteiligten Wissenschaftler so war, als 2015 die erste Welle entdeckt wurde. Da waren sie ganz aufgeregt, und haben erzählt wie toll (und stressig, man will ja ausschließen, dass man nicht nur ein Artefakt gemessen hat) das war. Nach der Session kann ich das einigermaßen nachvollziehen.
Einer schöner Satz war noch, dass sie sich am meisten darauf freuen, etwas zu finden, dass sie nicht verstehen. Bis jetzt hat alles die Voraussagen von Einstein bestätigt. Ist natürlich knorke, wenn das so hinhaut. Richtig spannend wird es aber, wenn sie was finden, was Einstein widerspricht. Oder was so unerwartet ist, dass niemand weiß, was das ist, geschweige denn damit gerechnet hat, das zu finden. Sind schließlich neugierige Wissenschaftler.