Chemotherapie tötet Zellen, die sich teilen. Dadurch erwischt sie Krebszellen besonders hart – die teilen sich nämlich wie wild. Aber sie wirkt auch im Rest des Körpers, was starke Nebenwirkungen verursacht. Daher wird nach Möglichkeiten gesucht, das Medikament gezielt zu den Krebszellen zu kriegen, damit der Rest des Körpers eine kleinere Dosis abbekommt.
Ein neuer Ansatz dafür kommt von der norwegischen Wissenschaftlerin Sofie Snipstad. Sie verpackte ein Chemotherapeutikum in Nanopartikel. Die sind so groß, dass sie schlecht aus den Blutgefäßen ins Gewebe übergehen können. Blutgefäße in Tumoren sind aber poröser, so dass da mehr Partikel ankommen.
Außerdem designte sie die Nanopartikel so, dass mehrere davon kleine Bläschen bilden. Dann stimulierte sie die Tumore mit Ultraschall. Die Vibration brachte die Bläschen zum platzen, so dass sie bevorzugt im Tumor die Nanopartikel freisetzten. Durch die Kombination dieser beiden Mechanismen gelang es ihr, im Tumor eine 250-fach erhöhte Konzentration des Medikaments zu erreichen.
Das ganze hat sie in Tierversuchen mit Mäusen entwickelt. Und nein, das hätte man nicht in Zellkultur oder Computersimulation machen können. Sie brauchte einen echten Tumor mit echten porösen Blutgefäßen, echtem Kreislaufsystem und echtem umliegendem Gewebe.
Die Nanopartikel stoppten das Tumorwachstum, die Kombination mit Bläschen und Ultraschall brachte den Krebs vollständig zum verschwinden. Im Artikel gibt es eine tolle Abbildung, die diese beiden Gruppen im Vergleich zur Kontrollgruppe (keine Chemotherapie) zeigt.
Sofie hat übrigens gerade erst ihren Doktor gemacht und engagiert sich in ihrer Freizeit für Wissenschaftskommunikation. Weiter so!
https://geminiresearchnews.com/2017/08/delivers-medicine-cancer-cells-protecting-healthy-cells/