Im Freudentaumel um die diesjährigen Nobelpreise mischen sich auch Stimmen, die den Preis kritisieren. Er erkennt nur die Leistung von bis zu drei Wissenschaftlern an, auch wenn ein gewürdigter Durchbruch wie die Entdeckung der Graviatationswellen eine mehrere Seiten lange Autorenliste hat. Außerdem spiegelt er alle bewussten oder unbewussten Vorurteile der Preisrichter wider, so dass zb Frauen auffallend oft leer ausgehen. Wer vor Preisverleihung stirbt, geht ebenfalls leer aus, und die Ehrung teilen sich die überlebenden Kollegen. Obwohl eine Entdeckung gewürdigt wird, nicht ein besonders cleverer Ansatz, gilt der Preis als Genie-Zertifikat. Das macht Probleme, wenn Preisträger anfangen Schwachsinn zu verbreiten, wie der Entwickler der PCR, der sich seitdem als Aidsleugner hervortut.
Dieser Artikel endet seine Zusammenfassung der Kritikpunkte mit dem Aufruf, den Preis zu entthronen. Da stimme ich nicht ganz zu.
Der Nobelpreis ist aus vielen Gründen eine super Sache. Errungenschaften werden gewürdigt, der Glamour erzeugt Aufmerksamkeit und damit eine Möglichkeit zur Wissensvermittlung, Geschichten von Entdeckungen (nicht nur die Entdeckungen selbst) werden erzählt und konserviert, so dass sie in unser Kulturerbe eingehen können.
Man muss sich halt bewusst machen, welche Schwächen so ein Preis hat. Ausräumen kann man sie eh nicht, höchstens gegen andere Schwächen eintauschen.
Aber das traue ich den Menschen schon zu. Mit den Oskars können wir ja auch umgehen. Und denken nicht plötzlich, jeder Film ohne Oskar wäre automatisch schlechter als einer mit. Große Verleihungen sind toll! Geht nur weiter in kleine independent Kinos (und auf Science Slams – habe ich schon erwähnt, dass ich im November bei einem in Köln mitmache? Hehe..), dann ist alles in Butter.