Ich weise öfter mal darauf hin, wenn etwas Humbug ist. Z.B. Homöopathie. Oder Emotos Wasser-Kristalle. Oder morgens Wasser durch “Einkochen” mit Energie aufladen und dann über den Tag verteilt trinken. Oder sich von Licht ernähren, statt von Essen. Hin und wieder werde ich gefragt, warum ich die Leute nicht einfach machen lasse. Kann ja jeder glauben, woran er will. Da brauch ich ja nicht immer so klugscheißerisch mit den Fakten kommen.
Stimmt eigentlich. Jeder kann glauben, woran er will. Das ist mir persönlich eine sehr wichtige Freiheit. Trotzdem werde ich nie aufhören, Bullshit Bullshit zu nennen. Wenn Menschen durch solchen Irrglauben gefährdet werden können, etwa wenn es um medizinischen Unsinn geht, gebietet das schon die normale Pflicht zur Hilfeleistung. Wenn jemand nur in T-Shirt und Shorts auf eine Gletscherwanderung aufbricht, fragt man ja auch zumindest mal nach, ob er sich das gut überlegt hat.
Aber auch Bullshit, mit dem sich Leute nicht selbst in Gefahr bringen, wird von mir immer öffentlich Bullshit genannt werden. Warum?
Mich erinnert das an ein Tischgespräch, das ich mal in Amerika hatte. Die Gesellschaft in USA ist ja ein Stück mehr freiheitlich und weniger solidarisch aufgebaut als bei uns. In Californien stand gerade mal wieder eine Abstimmung über eine Reihe neuer Gesetze an, und so wurde irgendwann über das Für und Wider der verschiedenen Entwürfe diskutiert. Da wurde die Frage in den Raum geworfen, warum denn eigentlich jeder für öffentliche Schulen bezahlen sollte, auch wenn er keine eigenen Kinder hat. Dann habe er ja gar nichts davon und sollte nicht dafür zur Kasse gebeten werden.
Für mich ist es selbstverständlich, dass (Aus)Bildung wichtig für die Gesellschaft ist und ich mich als Teil der Gesellschaft da auch dran beteilige. Auch wenn ich keine Kinder habe (jetzt habe ich eins, habe aber auch vorher schon so gedacht – Ehrenwort!).
Aber wie wäre das, wenn ich weniger solidarisch und mehr freiheitlich (bis egoistisch) denken würde? Habe ich persönlich etwas davon, dass die Kinder vom Nachbarn auf eine ordentliche Schule gehen?
Absolut. Ich will in einer Gesellschaft leben, in der Menschen gebildet sind. In der es selbstverständlich ist, dass Menschen lesen und schreiben können. Dass jemand, dem ich zufällig auf der Straße begegne, mit hoher Wahrscheinlichkeit bestimmte Sachverhalte versteht. Weil dann für mich persönlich das Leben in dieser Gesellschaft angenehmer wird.
Und genau darum geht es mir auch, wenn ich darüber poste, dass “Energien” oder “Erdstrahlen” in einem Gebäude Schwachsinn sind. Es geht mir nicht alleine darum, Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass sie eine große Menge Geld und Mühe verschwenden, wenn sie ihr Schlafzimmer von einem Wünschelrutengänger nach “Wasseradern” absuchen lassen. Es geht mir auch darum, dass solcher Bullshit mit hoher Wahrscheinlichkeit auch irgendwann mich persönlich betrifft, wenn er nur etabliert genug in unserer Gesellschaft ist. Dann haben wir früher oder später jemanden in einem Posten mit echter Entscheidungsbefugnis, der 95.000 Euro für einen “Energieschutzwall” für ein Krankenhaus in den Wind bläst. Oder beliebig schlimmeren Unsinn. Wir alle profitieren davon, in einer aufgeklärten Gesellschaft zu leben.