Tony wird beim Baden von seiner kleinen Tochter gefragt, warum eigentlich die Hände schrumpeln. Weiß er nicht. Aber weil er Arzt ist, findet er schnell die relevante wissenschaftliche Literatur. Er findet heraus, warum Hände in der Badewanne schrumpeln und findet es so spannend, dass er es auf Twitter teilt. Hier meine Zusammenfassung auf deutsch.
Badewasser enthält weniger gelöste Stoffe als unsere Körperflüssigkeit. Deswegen fließt Wasser in unsere Haut rein. Nennt sich Osmose. Vermutlich hauptsächlich durch unsere Schweißporen. Davon haben wir mehr an Hand- und Fußflächen, deswegen kommt da mehr Wasser rein. Aber warum führt das zum Schrumpeln? Eigentlich müssten dann doch die Hände anschwellen und besonders prall werden?
Das eingedrungene Wasser bringt die Konzentration der gelösten Stoffe in der Haut durcheinander. Das wiederum löst Aktivität in den Nerven aus, die die Haut innervieren. Und wenn die aktiv sind, ziehen sich klitzekleine Muskeln zusammen, die um Blutgefäße herum sitzen. Das nennt sich Vasokonstriktion und ist auch der Grund, warum die Hände in der Kälte weiß werden. Es stoppt nämlich den Blutfluss.
Die Vasokonstriktion, die durch eindringendes Wasser ausgelöst wird, ist besonders unregelmäßig. Dadurch wird die Haut an manchen Stellen heruntergezogen, an anderen nicht. Dadurch bilden sich die kleinen Schrumpel-Furchen.
Forscher aus Idaho haben auch hypothetisiert, dass dieses Wasser-Schrumpeln eine evolutionäre Anpassung sein könnte. Ähnlich wie die Rillen auf einem Autoreifen leiten die Badewannenfurchen anscheinend Wasser zur Seite. Dadurch könnten Menschen und Affen bei langanhaltendem Regen besser greifen.
Und was bringt uns das jetzt? Es gibt ja immer Leute, die diese Frage stellen, wenn jemand etwas Tolles herausgefunden hat. Ich finde das komisch. Bei einem tollen Bild fragt ja auch keiner, was jetzt die Funktion davon sein soll. Aber ich akzeptiere, dass andere Menschen anders ticken und Viele Wissenschaft nur tolerierbar finden, wenn eine Anwendung dabei herausspringt. Deswegen erkläre ich immer wieder: je mehr wir wissen, desto mehr können wir machen. Anwendungen kommen automatisch, da braucht man sich beim Forschen noch nicht den Kopf drüber zu zerbrechen.
So auch bei den Schrumpelhänden. Weil man weiß, dass Hände zum Schrumpeln eine intakte Innervation brauchen, kann man damit testen, ob sie eben intakt ist. Kaputte Nerven, kein Schrumpeln. Der Schrumpeltest ist besonders hilfreich, wenn der Patient nicht bewusst reagieren kann, zb im Koma.
SCIENCE! 👉👆👇
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"Why do my fingers get all wrinkly when I take a bath?” This was the question my 3-year-old daughter asked me recently after bath time.I thought for a minute, then realized I didn't have a clue.
The explanation is so much cooler than I had expected… pic.twitter.com/mFyeKm8Edc
— Tony Breu (@tony_breu) July 11, 2018