Da gerade die ersten EU-Zulassungen für Impfstoffe gegen Sars-CoV2 bevorstehen, haben Viele Fragen zur Sicherheit einer derart schnell entwickelten Impfung. In diesem Zusammenhang fällt zurzeit sehr häufig das Beispiel von den Narkolepsiefällen nach der Impfung gegen die Schweinegrippe 2009/2010. Das nehme ich zum Anlass, nach meinem Artikel von vor zwei Jahren den aktuellen Stand der Forschung zu diesem Thema etwas ausführlicher zusammenzufassen.
Narkolepsie
Narkolepsie wurde vor fast 150 Jahren das erste Mal beschrieben. Sie betrifft ca 1 von 2000-5000 Menschen. Die beiden deutlichsten Symptome sind extreme Schläfrigkeit (tagsüber – nachts haben Narkoleptiker’n meist Schwierigkeiten zu schlafen) und Kataplexie. Was Schläfrigkeit ist, erklärt sich von selbst. Kataplexie ist ein plötzliches Erschlaffen der Muskeln. Das wird oft durch starke Emotionen ausgelöst. Z.B. könnte es passieren, dass man einem Betroffenen einen Witz erzählt und der dann wie ohnmächtig zusammenklappt. Der ist dann nicht wirklich ohnmächtig. Er kann sich nur nicht mehr bewegen. Das passiert aber nur, wenn der Witz wirklich gut war. Nach ein paar Sekunden bis Minuten kommt die Muskelspannung zurück, und der Narkoleptiker steht wieder auf. Ich habe mal einen Narkoleptiker kennengelernt, der mit viel Humor von solchen Situationen erzählte. Aber man kann sich vorstellen, dass sowohl Schläfrigkeit als auch Kataplexie eine erhebliche Behinderung für die Betroffenen bedeuten. Hier Schilderungen einer Narkoleptikerin. Zum Glück gibt es heute wenigstens Medikamente, mit denen man die Symptome einigermaßen kontrollieren kann. (Es gibt auch noch “Typ 2 Narkolepsie” ohne Kataplexie. Für den Artikel ist aber nur der hier beschriebe Typ 1 relevant.)
Zur Zeit der ersten medizinischen Beschreibung vermutete man als Ursache unter anderem zu häufige Masturbation. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war es sehr verbreitet, Narkolepsie als psychosomatische Manifestation eines “entkommen Wollens” zu verstehen. Als Therapie redete man mit den Betroffenen über ihre Kindheit. Psychoanalyse, Baby 🙄
Hypocretin/Orexin
Dann entdeckte eine US-amerikanische Gruppe 1998 im Gehirn von Ratten einen bis dahin unbekannten Botenstoff, das Hypocretin. Chemisch gesehen ist das ein Peptid, also ein mini-Eiweiß. Funktion war natürlich unbekannt, hatten sie ja gerade erst entdeckt. Auffällig war aber, dass dieser Botenstoff nur von ganz wenigen Gehirnzellen hergestellt wurde, die im Hypothalamus saßen. Deswegen lag es nahe, dass der irgendwas mit Hypothalamus-typischen Funktionen wie Essen, Trinken, Sex oder so zu tun hatte. Oder halt Schlafen. An dieser Arbeit war mein ehemaliger Chef Tom Kilduff beteiligt, als er noch ein junger Hüpfer war. Das tut eigentlich nichts zur Sache. Ich gebe nur immer gerne damit an, wenn ich irgendwelche Prominenten kenne. Hypocretin ist auch unter seinem alternativen Namen Orexin bekannt. Den hat es, weil es noch eine zweite Arbeitsgruppe gab, die das fast gleichzeitig ebenfalls entdeckt und dann halt so genannt hat.
Diese zweite Gruppe hat dann, um rauszufinden, was es mit dem Zeug auf sich hat, gemeinsam mit Kollegen eine Knockout-Maus erzeugt. Also einen Stamm Mäuse, die ohne Hypocretin zur Welt kommen. Ihr ahnt schon, was mit denen los war. Sie zeigten Auffälligkeiten, die mehr als nur ein Bisschen an Narkolepsie erinnerten. Unter anderem blieben sie von einem Moment auf den anderen regungslos und mit plötzlich erschlafften Muskeln sitzen, verharrten so eine Weile, und liefen dann weiter. Genau wie eine Kataplexie. Zusätzlich fand eine andere Gruppe – schon wieder fast gleichzeitig – heraus, dass narkoleptische Hunde (ja, die gibt es wirklich) eine Mutation in einem der beiden Hypocretin-Rezeptoren haben. Also klare Verbindung zwischen diesem neuen Transmitter und Narkolepsie bei Tieren.
Sobald das bekannt wurde, untersuchten Wissenschaftler natürlich sofort die Situation bei menschlichen Narkoleptiker’n. Und schon wieder gab es ein doppeltes Ergebnis von zwei verschiedenen Arbeitsgruppen. Die eine wies nach, dass (die meisten) Narkoleptiker’n im Gegensatz zu anderen Menschen fast kein Hypocretin in ihrem Liquor haben, das ist die Flüssigkeit, die Gehirn und Rückenmark umspült. Die andere fand den Grund dafür in archiviertem Gehirngewebe. Bei Menschen sitzen die Hypocretin produzierenden Zellen genau da, wo sie auch bei Ratten und Mäusen oder Hunden sitzen. Außer bei Narkoleptiker’n. Da sind nur noch ganz wenige davon übrig. Aus irgendeinem Grund sterben bei diesen Menschen ganz selektiv diese Zellen, während der Rest des Gehirns gesund bleibt. Bei solchen Ergebnissen entbrennt typischerweise erstmal ein Streit darüber, ob das wirklich die Ursache ist oder nur ein weiteres Symptom. Aber durch die Experimente mit Mäusen war ja schon gezeigt, dass man mit Entfernen des Hypocretins die typischen Symptome aktiv auslösen kann. Der Verlust dieser Zellen ist bei Menschen ganz klar die Ursache für Narkolepsie.
Mit diesem Wissen war viel gewonnen. Eine organische Ursache war endgültig belegt (so long, Psychoanalyse), Erforschung dieser Zellen und ihres Netzwerks unterstützte die Entwicklung neuer Medikamente und allgemein unser Verständnis von Schlafregulation. Hypocretin-Agonisten sind mittlerweile in klinischen Studien, könnten also bald eine neue Generation von besser wirksamen Narkolepsiemedikamenten einläuten. Eine unbeantwortete Frage blieb aber lange, warum diese Zellen überhaupt verschwinden.
Schweinegrippe und Impfung
Dann kam 2009 die Schweinegrippe. Eine Influenza-Pandemie, die sich vermutlich von Mexiko aus über die Welt ausbreitete. Das verursachende Virus gehört zum Grippe-Subtyp H1N1 und heißt mit vollem Namen A(H1N1)pdm09. Wie das bei Pandemien so ist, ließ sich zu Beginn schwer sagen, wie gefährlich das ganze wirklich sein würde. Aber da es mehrere Todesfälle gab, wollte man so schnell wie möglich einen schützenden Impfstoff. Im Gegensatz zur Situation bei Covid-19 sind bei Grippeimpfungen ständig mehrere Firmen dabei, welche zu entwickeln. Auch gegen die normale saisonale Grippe braucht man nämlich regelmäßig neue Impfstoffe, weil Grippeviren sich so schnell ändern. So konnten mehrere Hersteller sehr kurzfristig ihre Produktion an den neuen Stamm anpassen.
In Finnland begannen die Impfungen gegen die Schweinegrippe am 12.10.2009 (Quelle). Ende Dezember 2009 kam dort ein Siebenjähriger mit extremer Schläfrigkeit zu seinem Arzt (Quelle). Nach einigen Monaten wurde bei ihm Narkolepsie diagnostiziert. Weil der Junge kurz vor Beginn der Symptome die neue Impfung erhalten hatte, wurde der Fall als mögliche Impfkomplikation an die Behörden gemeldet. Genau wie vorgesehen. Verdacht auf Impfkomplikation ist meldepflichtig, egal bei welcher Impfung. Wenn Ihr einen habt, könnt Ihr das sogar ganz unabhängig von Eurem Arzt direkt melden. Die zuständige Behörde prüft dann, ob diese Probleme tatsächlich nach einer Impfung häufiger vorkommen als sonst. Im August 2010 meldeten sowohl Finnland als auch Schweden, dass Berichte von Narkolepsie nach dieser Impfung auffallend häufig seien – 14 Fälle in Finnland, mindestens 6 in Schweden. Mehrere Studien wurden gestartet, um diesen möglichen Zusammenhang zu prüfen.
Er war tatsächlich echt. Einer Metaanalyse von 2018 zufolge hatte die Impfung das Narkolepsierisiko bei Jugendlichen ca. 14-fach erhöht, bei Erwachsenen ca. 7-fach. Auf der ganzen Welt untersuchten jetzt Länder ihre Narkolepsiefälle. Es stellte sich heraus, dass ein Zusammenhang mit der Schweinegrippe-Impfung zwar in einigen Europäischen Ländern vorlag, sonst aber nirgendwo. Wie konnte das sein? Was war der Unterschied? Es gibt zwei Hypothesen, die das beantworten könnten, dazu kommen wir gleich. Auffällig war auf jeden Fall: In den Ländern, in denen konsistent eine Assoziation von neuen Narkolepsiefällen und der Schweinegrippeimpfung gefunden wurde, wurde der gleiche Impfstoff benutzt, nämlich Pandemrix. In Ländern mit anderen Schweinegrippeimpfstoffen gab es solche Häufungen nicht.
Aber noch interessanter wurde es, als Daten aus Beijing veröffentlicht wurden. Auch dort gab es eine Zunahme der Narkolepsiefälle im selben Zeitraum. Allerdings: Dort war kaum jemand gegen Schweinegrippe geimpft worden. Unter den analysierten 142 neu aufgetretenen Fällen waren nur 8 geimpft. Was war in diesem Zeitraum denn dann vorgefallen, das diese Häufung hätte verursachen können, wenn nicht die Impfung? Die Antwort ist naheliegend. Die Schweinegrippe selbst. Das Gleiche zeigte sich in Daten aus Taiwan, wo die Pandemie bereits im Juli 2009 angekommen war, die Impfungen aber erst im November begannen (nicht mit Pandemrix). Der Grippe folgte ein starker Anstieg neuer Narkolepsiefälle. Aber bis die Impfungen begannen, waren diese Zahlen schon wieder rückläufig. Auch dort war es also anscheinend die Krankheit, nicht die Impfung, die die Narkolepsiefälle ausgelöst hatte.
Anscheinend hat das Schweinegrippevirus in einigen, seltenen Fällen dazu geführt, dass Hypocretin produzierende Hirnzellen abstarben. Die Folge war Narkolepsie. Dass ein Grippevirus prinzipiell sowas in der Art machen kann, ist keine völlige Überraschung. Bereits nach der spanischen Grippe, eine Pandemie der Jahre 1918-1920, fand der österreichische Arzt von Economo ganz lokalisierte Schäden in den Hirnen von Verstorbenen. Diese Schäden waren ebenfalls im Hypothalamus (wie die Hypocretin-Zellen) und verursachten – je nach exakter Lokalisation – eine Reihe extremer Schlaf-Symptome, von Schlaflosigkeit bis Dauerschlaf. Ob die Ursache wirklich die spanische Grippe selbst war oder ein zeitgleich auftretender anderer Erreger, ist nicht geklärt. Aber wir kennen heute eine ganze Reihe Krankheitserreger, die in einigen Menschen abgefahrene Folgeerkrankungen mit ganz bestimmten Schädigungen des Nervensystems auslösen können.

Und wenn man mal auf so einer Spur ist, findet man schnell mehr. In den chinesischen Daten zeigte sich, dass neue Narkolepsiefälle sich nicht nur nach der Schweinegrippepandemie häuften – sie tun es in geringerem Ausmaß nach jeder Erkältungssaison. Im Frühjahr und Sommer – also einige Wochen bis Monate nach der Erkältungssaison – ist es ca 6-7-mal wahrscheinlicher, dass bei einem Menschen die ersten Narkolepsie-Symptome auftreten. Kein Vergleich mit dem Peak nach der Schweinegrippe, aber dennoch sehr deutlich. Es wird angenommen, dass verschiedene Grippestämme diese Krankheit auslösen oder zumindest anstoßen können (eine Assoziation scheint es auch mit Streptokokken zu geben, die z.B. bakterielle Mandelentzündungen machen).

Narkolepsie als Autoimmunerkrankung
Es wird angenommen, dass nicht die Viren selbst einfach die Zellen töten, sondern dass sie eine Autoimmunerkrankung auslösen, die sich gegen die Zellen richtet. Dass Narkolepsie eine Autoimmunerkrankung ist, dafür gibt es heute gute Belege. Zellen präsentieren auf ihrer Oberfläche immer, was sie so produzieren. Immunzellen gucken sich das an. Wenn da Quatsch bei ist, z.B. lauter Virusbestandteile, wird die produzierende Zelle getötet. Hält das Immunsystem Hypocretin für Quatsch, werden eben Hypocretin produzierende Zellen getötet. Und in Narkoleptiker’n finden sich Immunzellen, die auf Hypocretin anspringen. Eine Gruppe hat sogar Antikörper aus dem Blut von Menschen gefiltert und Mäusen in den Liquor injiziert. Kamen die Antikörper von Narkoleptiker’n, verloren die Mäuse Hypocretin-Zellen und zeigten Narkolepsie-artige Symptome. Bei Antikörpern von nicht-Narkoleptiker’n passierte das nicht. Weitere Hinweise hier, hier und hier.
Aber wenn Grippeviren Narkolepsie auslösen, warum haben wir das dann nicht alle? Warum nur jeder 2-5000ste? Mindestens ein Teil der Antwort heißt genetische Prädisposition, also Veranlagung. Es sind verschiedene Genvarianten identifiziert worden, die das Narkolepsierisiko (statistisch) erhöhen. Bezeichnenderweise sind das hauptsächlich Gene, die gar nicht mit Hypocretin sondern irgendwie mit dem Immunsystem zu tun haben, passend zum Verständnis, dass wir es mit einer Autoimmunerkrankung zu tun haben. Die stärkste Assoziation findet sich mit einer Variante eines HLA-Gens, die den klangvollen Namen HLA-DQB1*0602 trägt. Diese Variante kommt bei ca 15-30% der nicht-narkoleptischen Bevölkerung aber bei fast allen Narkoleptiker’n vor. Es sieht also so aus, als würde eine bestimmte Kombination verschiedener Genvarianten einen Menschen dafür empfänglich machen, irgendwann Narkolepsie zu entwickeln. Wenn dann das falsche Grippevirus vorbeikommt, oder die falsche Streptokokke oder irgendwas ganz anderes, das die Forschung noch nicht identifiziert hat, lösen die die Krankheit aus. Na gut, wahrscheinlich reicht nicht ein falscher Erreger, sondern es müssen über die Jahre mehrere sein. Wie genau die das machen, dazu gibt es verschiedene Vorstellungen. Und das ist der perfekte Zeitpunkt, wieder zu den Impfungen zurückzukommen.
Warum Pandemrix?
Impfung mit Pandemrix war mit Narkolepsie assoziiert. Pandemrix bestand aus einem Grippevirus, das die Oberflächen(glyko)proteine der Schweinegrippe hatte und das Innenleben eines Grippevirus, das besonders gut in Hühnereiern wächst. Das Ganze wurde in Hühnereiern vermehrt und in Einzelteile zerlegt, um es zu inaktivieren. Damit schon wenig Virusmaterial eine ausreichende Immunantwort hervorruft, wurde ein Wirkverstärker (Adjuvans) mit Namen AS03 zugesetzt. Unter den anderen zugelassenen Schweinegrippeimpfstoffen gab es nur zwei weitere mit Wirkverstärker. Einmal Focetria. Das wurde u.a. in Südamerika und einigen europäischen Ländern eingesetzt, hatte den Wirkverstärker MF59 und war nicht mit Narkolepsie assoziiert (hier eine große Untersuchung zu diesen Impfstoffen). Und dann war da noch Arepanrix. Das wurde in Kanada eingesetzt. Es war nicht mit Narkolepsie assoziiert, zumindest nicht konsistent (eine einzelne Studie hat eine schwache Assoziation gefunden, die anderen gar keine, siehe hier – kein Vergleich mit Pandemrix). Es bestand aus zerlegtem Virus und dem Wirkverstärker AS03. Richtig. Genau wie Pandemrix. Es war sogar vom selbem Hersteller. Eins wurde in einem Werk in Deutschland hergestellt, das andere in einem Werk in Kanada, mit etwas anderem Herstellungsprotokoll. Die Millionen-Dollar-Frage ist jetzt also: Warum gab es mit Pandemrix in Nordeuropa Narkolepsie, mit Arepanrix in Kanada nicht? Und jetzt kommen wir zu den zwei Hypothesen, die ich oben schon angeteasert habe.
Das erste Erklärungsmodell ist Molekulare Mimikry. Unser Immunsystem hat mehrere Schutzmechanismen, die verhindern sollen, dass wir Autoimmunerkrankungen bekommen. Entwickelt eine Immunzelle Angriffslust gegen körpereigene Bestandteile, wird sie aus dem Verkehr gezogen. Das bedeutet für Krankheitserreger: Wenn ihre Oberflächen so aussehen wie Bestandteile unseres Körpers, sind sie fein raus. Immunzellen, die sie erkennen können, werden ja aus dem Verkehr gezogen. Deswegen findet man solche Mensch-Ähnlichkeiten immer wieder auf Erregern. Wenn jetzt ein Schweinegrippevirus an irgendeiner Stelle so aussieht wie eine Hypocretin-Zelle, könnte unser Immunsystem Antikörper oder Killerzellen oder was auch immer bilden, die sowohl das Virus angreifen als auch unsere Hypocretin-Zellen. Wenn dann die zuständigen Schutzmechanismen unseres Körpers nicht richtig greifen, attackiert das Immunsystem sowohl das Virus als auch diese Zellen. Zack, Narkolepsie. Und wenn das Virus sowas auslösen kann, dann kann das vielleicht auch ein Impfstoff, der die betreffende Virusstruktur(en) enthält. So die Idee.
Diese Erklärung funktioniert nur, wenn aus irgendeinem Grund Pandemrix solche Mimikry-Sequenzen enthielt, Arepanrix aber nicht (oder weniger). Die klare Assoziation mit Narkolepsie gab es ja nur bei Pandemrix. Es ist in der Tat gezeigt worden, dass der unterschiedliche Herstellungsprozess dazu führte, dass in den beiden Impfstoffen unterschiedliche Peptide vorkamen (hier, hier und hier). Das Szenario wäre also möglich. Und tatsächlich sind in Pandemrix-geimpften Narkoleptiker’n Immunzellen nachgewiesen worden, die sowohl auf ein Peptid des Grippevirus reagieren als auch auf Hypocretin. Genau was die Hypothese voraussagt. Die Sequenz des mutmaßlichen Mimikry-Abschnitts auf dem Viruspeptid wurde in dieser Studie sogar identifiziert. Eine andere Gruppe fand ein weiteres mögliches Mimikry, diesmal zwischen H1N1 und einem Hypocretinrezeptor (also nicht Hypocretin selbst). Eine mögliche Relevanz dieses Mimikrys wird kontrovers diskutiert (hier und hier), aber denkbar wäre Narkolepsie durch einen Angriff auf solche Rezeptoren schon, siehe die narkoleptischen Hunde. Aber zurück zum Hypocretin-Mimikry, das ist nämlich die heißere Spur. Erinnert ihr euch an das HLA-Gen von weiter oben? HLA ist eine Struktur, die das Immunsystem dafür benutzt, nach möglichen Anzeichen für Krankheitserreger zu suchen. Und genau die HLA-Variante, die fast alle Narkoleptiker’n haben, bindet an diese Mimikry-Sequenz. Kein Wunder also, dass Menschen mit anderen HLA-Varianten auch keine Narkolepsie entwickeln. Passt alles gut ins Bild, oder? Aber da gibt’s ja auch noch die zweite Hypothese.
Im zweiten Erklärungsmodell (“Double Hit”) geht es um das Zusammentreffen von Impfung und Krankheit. Vielleicht waren Pandemrix und Arepanrix ja doch gar nicht so unterschiedlich. Vielleicht waren es eher die Verläufe der Epidemien. Die Vorstellung ist, dass in Nordeuropa ganz besonders oft Menschen geimpft wurden, während oder kurz nachdem sie die Schweinegrippe hatten. Das soll dann die Narkolepsie-auslösende Wirkung des Virus nochmal verstärkt haben. Mit der Mimikry-Idee im Kopf könnte man sich das so vorstellen: Wenn das Immunsystem bei einer genetisch prädisponierten Person mit Infektion schon auf der Kippe steht, ob Mimikry-Struktur X jetzt körpereigen ist oder angegriffen werden soll und dann mit der Impfung noch mehr von der Struktur zusammen mit einem Adjuvans im Körper ankommt, das dem Immunsystem vermittelt “der Scheiß hier ist echt gefährlich” – vielleicht erhöht das das Risiko?
Aber die “Double Hit” Hypothese funktioniert auch unabhängig von molecular mimicry. Es ist bekannt, dass Grippeviren durch die Nasenschleimhaut den Riechkolben befallen können, einen Teil des Gehirns. Dort finden sich auch Fortsätze der Hypocretin-Zellen (deren Fortsätze finden sich eigentlich überall). In Mäusen wurde explizit gezeigt, dass H1N1 durch die Nase bis in Hypocretin-Zellen wandern kann, was, zumindest in immungeschwächten Mäusen, diese Zellen zerstört und zu Narkolepsie führt. Wenn das jetzt bei einer genetisch prädisponierten Person passiert. Dann könnten vielleicht die Viren selbst schon ein bisschen Schaden in diesen Zellen anrichten. Das Immunsystem bekämpft die Viren und beschädigt dabei z.T. auch befallene Zellen. Nicht unbedingt weil es gegen körpereigene Substanzen gerichtet ist, sondern weil das Abtöten befallener Zellen zur normalen Immunantwort gehört. Wenn da jetzt obendrauf die Impfung kommt, könnte dadurch die Immunantwort besonders heftig ausfallen. Und dann könnte halt auch das Immunsystem diesen Zellen noch stärker zusetzen als eh schon.
Meines Wissens ist “Double Hit” bislang rein hypothetisch. Ich habe mir die Infektionswellen und Zeitpunkte der Impfkampagnen in Schweden und Kanada angesehen, und so dolle unterschiedlich kamen die mir nicht vor. Ein detaillierter epidemiologischer Vergleich ist mir nicht bekannt. Eine Studie aus Finland hat da was empirisches zu gemacht und sich 45 Menschen angesehen, die nach Pandemrix Narkolepsie entwickelt hatten. Sie wurden auf Antikörper gegen einen Teil des Schweinegrippevirus getestet, der in der Impfung nicht enthalten war. Die sollten sie nur dann haben, wenn sie die Schweinegrippe gehabt hatten, nicht aber wenn sie nur geimpft worden waren. Also im Prinzip sowas wie die Antikörpertests, die ihr von Corona kennt. 43 von ihnen hatten diese Antikörper nicht. Das spricht eher gegen die “Double Hit” Idee. Aber nur aufgrund dieser kleineren Studie ist das ganze natürlich noch nicht widerlegt. Andersrum gibt’s eine norwegische Studie, die epidemiologische Hinweise findet, dass die Risiken von Grippe und Impfung sich dort tatsächlich addiert haben. Aber das ist auch noch zu wenig, um da starke Schlussfolgerungen zu ziehen.
Ihr seht, gegen Ende gibt es bei dieser Geschichte immer mehr Unklarheiten. Ist normal. Wenn wir das alles wüssten, wäre es ja keine aktuelle Forschung mehr. Aber was heißt das nun alles für uns, für Impfungen allgemein und konkret für die kommenden Impfungen gegen Sars-CoV2?
Was heißt das für zukünftige Impfstoffe?
Der Fall zeigt, dass ein Virus (H1N1) eine ganz spezielle lebenslange Folgeerkrankung auslösen kann (Narkolepsie). Unter mehreren Impfungen gegen das Virus gab es eine, die diese Folgeerkrankung ebenfalls ausgelöst hat (Pandemrix). Man kann also nicht prinzipiell ausschließen, dass ein neuer Impfstoff solche Nebenwirkungen haben könnte. Wie können wir jetzt verhindern, dass ein Impfstoff sowas massenhaft anrichtet?
Ganz einfach. Durch Testung. Man testet so einen neuen Impfstoff erstmal an verschiedenen Tierarten. Wenn da alles gut geht, gibt man ihn vorsichtig wenigen Menschen. Geht da alles gut, testet man ihn an mehr Menschen. Man will ja auch seltenere Nebenwirkungen finden können. In Phase 3 Studien, also dem letzten Schritt vor einer Zulassung, wird ein neuer Impfstoff tausenden bis zehntausenden freiwilligen Studienteilnehmer’n verabreicht. Das sind alles vorgeschriebene Schritte, da kann ein Pharmakonzern nicht einfach einen von weglassen. So können wir auch Nebenwirkungen finden, die bei nur sehr wenigen Menschen auftreten. Das hat aber natürlich Grenzen. Das Risiko, durch Pandemrix Narkolepsie zu entwickeln, war für Erwachsene laut einer Metaanalyse ca 1:181.000. So seltene Effekte könnten auch in extrem großen klinischen Studien nicht auffliegen. Kinder und Jugendliche waren sehr viel stärker gefährdet als Erwachsene. Bei ihnen war das Risiko ca 1:18.400. Sehr viel höher. Aber immer noch so selten, dass es sich in einer klinischen Studie nicht zeigen würde. An solchen Studien nehmen normalerweise keine Kinder teil. Aber selbst wenn eine sehr große Studie mit 40.000 Teilnehmer’n zu 100% an Kindern durchgeführt worden wäre, also 20.000 die Impfung bekommen hätten (die Anderen Placebo), würden wir nur einen einzigen Fall von Narkolepsie in der Studie erwarten. Das wäre von Zufall nicht zu unterscheiden gewesen.
Brauchen wir dann noch größere Arzneimittelstudien vor einer Zulassung? Man könnte natürlich fordern, dass nach einer Studie mit Zehntausenden erst noch eine Studie mit Hunderttausenden angeschlossen werden müsste, um derart seltene Nebenwirkungen entdecken zu können. Aber im Ernst – wenn man Hunderttausende impft, dann hat man die großflächige Impfung doch schon gestartet. Die Vorstellung von einer Placebogruppe dieser Größe wird auch seltsam. Gerade wenn es um einen Impfstoff geht, den die Teilnehmer’n eigentlich gerne hätten und der wirksam und sicher genug ist, dass man bereit wäre, ihn Hunderttausenden zu verabreichen.
Was man stattdessen macht, ist, dass man in der Zeit direkt nach der Zulassung so genau nach Nebenwirkungen schaut, als wäre das noch Teil der Studienphase. Deswegen nennt man diese Zeit auch Phase 4 der Zulassung. Wenn dann doch derart seltene aber schwere Nebenwirkungen auftreten, kann man den Impfstoff schnell zurückziehen. Für die neuen Impfstoffe gegen Sars-CoV2 erhoffe ich mir da, dass ein wirklich niedrigschwelliges Meldesystem aufgebaut wird, dass also jede Geimpfte weiß, wo sie Beschwerden melden kann und das auch echt unkompliziert läuft. Außerdem sollte das dringend international vernetzt sein, so dass eine Häufung seltener Komplikationen nicht erst auffällt, wenn sich im ersten Land sechs Fälle (nur als Beispiel) gesammelt haben, sondern schon wenn es für einen Impfstoff weltweit insgesamt sechs Fälle gibt. Ich habe gehört, dass sowas beabsichtigt sei, kenne aber bisher keine Details. Ich hoffe wie gesagt, dass auf diese Art ein problematischer Impfstoff recht zügig erkannt werden könnte und wir in so einem Fall auf einen der anderen umschwenken würden. Es wird ja zum Glück voraussichtlich eine ganze Reihe geben, die alle auf sehr unterschiedliche Art wirken. Das heißt, bei Problemen stünde Ersatz bereit.
Gibt es nicht noch mehr, was wir machen können? Können wir nicht das nächste Pandemrix schon im Vorfeld aussortieren? Man könnte versuchen, solche Mimikry-Sequenzen im Voraus zu erkennen und sie von Anfang an aus Impfstoffen draußen zu halten. Während der Recherche für den Artikel habe ich gesehen, dass an dieser Idee tatsächlich gearbeitet wird (z.B. hier). Ich habe darüber mit einem Virologen gesprochen, und der schätzte das als ziemlich schwierig ein. Z.B. erkennen Antikörper ja nicht einfach eine bestimmte Aminosäuresequenz, sondern eine dreidimensionale Struktur, die sich durch Auffaltung bildet. Vorherzusagen, ob davon eine so ähnlich aussieht wie eine Struktur in unserem Körper, wird ziemlich ungenau.
Eine andere Möglichkeit wäre, Menschen mit genetischer Prädisposition für die jeweils relevante Autoimmunerkrankung von einer bestimmten Impfung auszunehmen, so wie heute schon aus anderen Gründen manche Menschen von bestimmten Impfungen ausgenommen sind. Das Problem hierbei ist aber, dass wir einfach noch nicht ausreichend wissen, wie solche Menschen mit einer sinnvollen Genauigkeit im Voraus zu erkennen sind. More research needed.
Ich denke, bis dahin werden wir einfach damit leben müssen dass neue Impfungen, genau wie andere neue Arzneimittel, ein gewisses Restrisiko haben. Wir kennen erstmal nur die Nebenwirkungen, die in den klinischen Studien aufgetreten sind. Könnte immer sein, dass so in der Größenordnung 1 von 20.000 oder noch seltener irgendwas bisher Unentdecktes aber richtig Fieses passiert. Dieses potentielle Risiko (und im Fall bekannter Nebenwirkungen auch das sicher vorhandene Risiko, siehe diverse Beipackzettel) müssen wir abwägen gegen das Risiko, das wir auf uns nehmen, wenn wir diese neue Impfung nicht nehmen. Und das finde ich im Falle von SARS-CoV-2 eine ziemlich einfache Abwägung. Ich habe mit Anfang 40 (gaaanz am Anfang – ich sehe auch noch aus wie höchstens 39) ein Risiko von fast 1 in 1000, dass ich nach einer Infektion fucking sterbe. Das nenne ich mal eine gravierende Langzeitkomplikation. Und die rein theoretische Möglichkeit, dass eine Impfung mit viel Pech eventuell eine seltene Autoimmunerkrankung lostreten könnte, steht den vielen, langfristigen Komplikationen gegenüber, von denen wir bereits wissen, dass sie nach Covid-19 gehäuft auftreten, wie z.B. Schäden an Organen wie Lunge, Herz, Niere, Hirn und eben Autoimmunerkrankungen wie Kawasaki-like Syndrome in Kindern (MIS-C) und Guillain–Barré Syndrom.
Dass ausgerechnet SARS-CoV-2 allem Anschein nach ein starker Auslöser für Autoimmunerkrankungen ist, passt einigermaßen zum aktuellen Verständnis davon, wie die entstehen. Einerseits gibt es auf diesem Virus viele Stellen, die jeweils im Verdacht stehen, ein molekulares Mimikry zu sein. Aber ein anderer wichtiger Faktor zur Entstehung einer Autoimmunerkrankung ist vermutlich ein starker, nicht-spezifischer Immunstimulus. In anderen Worten: Das Immunsystem muss in einen Alarmzustand versetzt werden. Solche Zustände scheinen zu begünstigen, dass eine echte, bleibende Autoimmunerkrankung entsteht (siehe hier, hier, hier). Und genau solche Sachen scheint SARS-CoV-2 besonders stark hervorzurufen (update: dazu auch dieser tolle, englischsprachige Artikel von Januar 2021). In der kommenden Zeit werden wir vermutlich besser die Mechanismen verstehen, wie genau SARS-Cov2 zu bleibenden Autoimmunerkrankungen führt (siehe auch hier).
Könnte jetzt ein Impfstoff die gleichen Autoimmun-Folgeerkrankungen wie Covid-19 verursachen? Wie gesagt, man kann es nicht prinzipiell ausschließen. Aber aus drei Gründen ist zu erwarten, dass dieses Risiko erheblich geringer ist als das nach durchgemachter Krankheit. 1. Die Impfungen, die bei uns voraussichtlich erhältlich sein werden, enthalten nicht das ganze Virus, sondern nur einen kleinen Teil davon (bzw. wird der im Falle der RNA-Impfstoffe von unseren Körperzellen hergestellt). Weniger Virusteile bedeutet weniger potentielle molekulare Mimikrys. 2. Die Impfungen lösen im Gegensatz zur Infektion keine massive nicht-spezifische Immunantwort aus. Es kann sowas wie vorübergehende erhöhte Temperatur und Schlappheit geben, aber nichts im Vergleich mit Covid-19. 3. Wir haben solche Folgeerkrankungen in den klinischen Studien einfach nicht gesehen. Wenn es sie gibt, können sie also höchstens ziemlich selten vorkommen. Und das ist ein überzeugenderer Grund als alle theoretischen Überlegungen. Es ist auch nicht etwa so, dass die Beobachtungszeit prinzipiell zu kurz wäre, um solche Nebenwirkungen zu sehen. Narkolepsie ist bei den Betroffenen in den allermeisten Fällen bis wenige Monate nach der Pandemrix-Impfung aufgetreten. Und die Phase 3 Studie des voraussichtlich als erstes bei uns erhältlichen Impfstoffs von Biontech/Pfizer läuft bereits seit Sommer 2020.
Das heißt natürlich keinesfalls, dass wir das Risiko von Impfkomplikationen nicht ernst nehmen sollten. Ganz im Gegenteil. Bevölkerungsgruppen wie Kinder oder Schwangere sollten die Impfung erst bekommen, wenn auch für sie ausreichend Testdaten vorliegen. Wir müssen mithelfen, mögliche Komplikationen (die über normale vorübergehende Impfreaktionen wie erhöhte Temperatur oder Abgeschlagenheit hinausgehen) schnellst möglich an die zuständigen Behörden zu melden und abklären zu lassen. Und die müssen da halt auch echt on top sein, damit Zusammenhänge schnell erkannt werden und entsprechend gehandelt werden kann.
Das Schöne daran ist, dass ich da nur Sachen fordere, die anscheinend genau so auch passieren. Die Impfungen wurden nach allem, was ich bis jetzt in Erfahrung gebracht habe, stringent getestet, da wurde nix weggelassen und nichts durchgewinkt. Nebenwirkungen sollen anscheinend per App gemeldet werden können. Die ganze Narkolepsiesache ist nichts, was irgendwie die Einschätzung zu den Sars-CoV2 Impfstoffen ändern würde. Sie ist ein Beispiel dafür, warum wir den ganzen Aufwand bei jedem neuen Impfstoff immer wieder veranstalten.
Hallo.
Sehr guter Artikel.
Meine Frage bzw Anregung wäre dass man bei der Impfung ausschließlich per Schnelltest eine akute Infektion ausschließlich sollte.
Gibt es dazu Überlegungen?
Grüße.
Claudia Kück
Du meinst, um ein mögliches “double hit” zu verhindern, richtig? Es gibt ein paper von einer US-Epidemiologin, die sowas in der Art nach Pandemrix gefordert hat. Sie hatte aber Grippepandemien und Narkolepsie im Sinn. Ich habe sie angeschrieben, ob sie etwas in der Richtung auch jetzt für die Coronaimpfungen vorschlägt, aber keine Antwort bekommen. Sie hat vermutlich auch gerade alle Hände voll zu tun. Man muss halt Kosten/Nutzen abwägen. “Double Hit” ist nur eine Hypothese. Wir wissen nicht, ob seltene Autoimmunerkrankungen nach Coronaimpfungen überhaupt auftreten und falls ja, ob sie was mit “double hit” zu tun hätten. Schnelltests vor der Impfung für Alle wäre sehr teuer und würden vermutlich die ganze Impfung enorm verzögern, besonders wenn es da Engpässe mit den Tests gibt. Wenn, dann wohl eher für überschaubare Bevölkerungsgruppen, bei denen man von einem höheren Risiko für sowas ausgeht. Die müsste man natürlich erstmal identifizieren.
Liebe Claudia, die Idee ist nicht schlecht, allerdings kannst du mit einem Ag-Schnelltest eine Infektion nicht sicher ausschließen, da er bei geringer Viruslast schnell.falsch negativ sein kann.
Eine Sicherheit bringt nur der PCR Test, der sehr aufwändig und teuer ist. Angesichts der bloßen Hypothese bzw. des Risikos für ein Double-Hit-Phanomens wären die Kosten und der logistische Aufwand wahrscheinlich nicht zu rechtfertigen – man bedenke dabei auch, dass diese Kapazitäten dann für die akute Pandemie-Bekampfung bzw Testing nicht zur Verfügung stünden.
Liebe Grüße!
Sehr interessant, was ist bei Gastritis A (ist ja auch eine Autoimmunkrankheit)? Bin 71 Jahre jung
Du meinst, ob es da Probleme mit der Impfung geben wird? Soweit ich weiß, sind einige Autoimmun-Patienten in den Studien eingeschlossen gewesen und keine häufigeren Schübe festgestellt worden. Sowas werden sich halt jetzt PEI und STIKO ansehen und entscheiden, ob die vorliegenden Daten für eine Empfehlung reichen, oder ob der Hersteller noch extra Sicherheitsstudien für Autoimmun-Patienten machen muss.
Danke, ich bin gut darin, mir zuviele Gedanken zu machen.
Dies hat mir geholfen, meine Ängste zu entkräften und meinen Entschluss zu festigen, mich impfen zu lassen.
Danke
Vielen Dank für diese ausführliche und sehr interessant geschriebene Analyse!
Wundervoller Artikel, großartige Recherche, packend erzählt. Du solltest definitiv noch als science journalist freelancen neben mailab, wenns die Zeit erlaubt 🙂
Liebe Grüße
Philipp
Vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel! Wird mir in der Argumenation helfen bei dem ganzen Stammtisch Palaver dem ich täglich ausgesetzt bin 🙂
Wem soll der Artikel jetzt letztendlich helfen ? Gibt es eine Alternative zur Impfung ? Soll ich jetzt als COPD III – Patient sagen … ‘Nein Danke, bitte keine Impfung’ … oder was ? Es wird keine Alternative aufgezeigt, der ganzen SARS-CoVID-Scheiße zu entkommen !!!
Hi Alfred! Meine Absicht war nicht, Alternativen aufzuzeigen, sondern Infos zu den Narkolepsiefällen nach der Schweinegrippe zusammenzutragen und darüber nachzudenken, was das für neu zugelassene Impfstoffe bedeutet. Für mich persönlich (Anfang 40, keine Vorerkrankungen) überwiegen nach allen verfügbaren Informationen die Vorteile der Biontech/Pfizer-Impfung bei weitem das Restrisiko. Als COPD-Patient ist Dein Risiko durch das Virus noch deutlich höher als meins. Das Restrisiko durch die Impfung sollte bei uns beiden gleich sein. Also spricht bei Dir noch viel mehr für die Impfung als bei mir. Ich würde an Deiner Stelle Deinen behandelnden Arzt darauf ansprechen. Der sollte am besten auf dem Schirm haben, ob bei Dir irgendwas dagegen spricht, sich so schnell wie möglich impfen zu lassen.
if you don’t like the vaccination, try the disease.
Ausserdem gibt es bewährte Strategien zur Prophylaxe:
Kontakte vermeiden. Abstand halten, Maske tragen wenn Kontakte nicht zu vermeiden sind.
Eine andere Therapie oder Prophylaxe im Sinne einer Pille davor oder Pille danach haben wir bisher nicht, zumindest nicht ausreichend verfügbar. (monoklonale oder polyklonale Antikörper, Virostatika)
Danke für den Artikel. Als Mensch mit einer Autoimmunerkrankung ist es nicht einfach für mich, die Covid-19 Impfung einzuordnen. Zudem fehlt mir auch das kompetente Fachwissen. Ich nehme täglich Medikamente, die mein überschiessendes Immunsystem “drosseln” und darf beispielsweise keine ” Lebendimpfung” erhalten. Mal sehen, wie die Erfahrungen in nächster Zeit mit den Autoimmunerkrankten sind und ob es ggf Einschränkungen gibt 🤔
Der Beitrag ist gut recherchiert, es wird logisch argumentiert, ich habe einiges gelernt, vielen Dank für die Mühe! Folgende Anmerkungen:
1. Der (natürlich) theoretische Vergleich zwischen dem Narkolepsierisiko der Schweinegrippeimpfung und Ihrem Covid-19-Risiko dürfte nicht (mehr) ganz stimmen: Die Daten zu Pandemrix sind veraltet, die 1.300 Fälle, die die Grundlage aller Studien oder Berichte sind, sind der Stand von 2015. Anscheinend haben die EMA und das PEI 2015 die Erfassung der Fälle eingestellt. Das bedeutet, dass die absolute Zahl höher sein dürfte als 1.300 und damit auch die Wahrscheinlichkeit, an Narkolepsie zu erkranken bei jungen Leuten höher lag, als 60 Fälle auf 1 Mio.
2. Die Sterblichkeit bei Covid-19 ist seit Beginn der Pandemie durch bessere Behandlungsmöglichkeiten drastisch gesunken. In den USA um 70 %, in Deutschland sogar um weit über 80 % (Faktencheck: Wie tödlich ist das Coronavirus wirklich?, Deutsche Welle, 24.11.2020). Das dürfte auch den Wert in Ihrer Altersgruppe entsprechend gesenkt haben.
3. Die gegenüber der Standard-Prüfdauer von mindestens 6 Jahren auf wenige Monate verkürzte Prüfdauer ist eine Notlösung in Pandemie-Situationen. Wenn dies die optimale Prüfdauer wäre, müsste sie doch bei allen Impfstoffentwicklungen angewandt werden. Das ist – vermutlich aus guten Gründen – nicht der Fall.
4. Eine Erfassung von anerkannten Narkolepsiefällen nach 2015 könnte auch dazu führen, dass ein Wert erreicht würde, bei dem das Problem in der Prüfphase doch hätte erkannt werden können. Noch heute gibt es in Deutschland Klagen auf Anerkennung im zweistelligen Bereich (“Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie hier”, I. Arzt, taz 15.12.2020, S. 4f.).
5. Das Pandemrix-Debakel hat gezeigt, dass die kurze Prüfphase in Kombination mit hohem Zeitdruck bei den Entwicklern, hohem ökonomischen Druck bei den Herstellern und hohem politischen und öffentlichem Druck auf die Zulassungsbehörden im Ergebnis bei einem von vier damas zugelassenen Impfstoffen zu schweren Problemen geführt hat. Die Rahmenbedingungen sind heute ähnlich.
Meine derzeitige Einschätzung: Hochrisikogruppen sollten zügig geimpft werden. Wenn Niedrigrisikogruppen die abnehmende Sterblichkeit bei Covid-19 und Informationen über eventuelle Spätfolgen einer Impfung beobachten und dann entscheiden, können sie nicht viel falsch machen.
Danke für das Kompliment!
zu 1. und 4. Das Narkolepsierisiko (Beginn der ersten Symptome) nach Pandemrix war hauptsächlich in den ersten sechs Monaten erhöht. Nur noch ein bisschen in den darauffolgenden sechs Monaten. In einigen Studien ist noch eine geringfügige Erhöhung im zweiten Jahr zu sehen. Das war es aber. Das ist nicht die Studienlage von vor 2015, sondern die von 2020, z.B. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32926731/
zu 2. Die “Sterblichkeit”, die man aus den tagesaktuellen Zahlen des RKI ablesen kann, ist sehr ungenau. Damit auch ein Vergleich zwischen erster und zweiter Welle. In der ersten Welle hatten wir eine sehr viel höhere Dunkelziffer, was zu einer scheinbar höheren Sterblichkeit führt. Außerdem hatten wir im Frühjahr einen höheren Anteil an älteren Menschen als zu Beginn der zweiten Welle. Auch dadurch wirkte sie Anfangs weniger tödlich. Erst seit November werden die über 80-Jährigen anteilmäßig erwischt, erst seit Dezember die 60-79-Jährigen. https://www.deutschlandfunk.de/coronavirus-in-zahlen-was-die-neuinfektionen-fuer-die.2897.de.html?dram:article_id=472799 Das Paper zur IFR, das ich im Artikel verlinkt habe, basiert auf Seroprävalenzstudien, wodurch das Problem der Dunkelziffer umgangen wird. Darin wird auch gefunden, dass Unterschiede in der Sterblichkeit zwischen Ländern fast ausschließlich auf die Altersstruktur der Bevölkerung zurückzuführen sind. Es gibt einige Fortschritte in der Behandlung, aber meines Wissens sind die weit entfernt von einem drastischen Anstieg der Heilungserfolge wie Du ihn zitierst. Ich habe mir Deinen empfohlenen Artikel angesehen und kann auch darin nichts in die Richtung finden.
5. Ich kann nicht erkennen, inwiefern der Pandemrixfall so etwas gezeigt hat. Auch mit deutlich längerer Beobachtungszeit in klinischen Studien hätte das Narkolepsierisiko nicht auffallen können, weil es einfach viel zu klein war. Habe ich ja im Artikel ausgeführt.
Zu deiner Schlussfolgerung: Die Gesamt-IFR wird drastisch sinken, weil zuerst die Hochrisikogruppen geimpft werden. Man muss aber natürlich das statistische Risiko für sich selbst betrachten und ob sich das wirklich geändert hat. Einige Gerinnungshemmer und Immunhemmer zeigen Nutzen, aber das ist noch weit entfernt von einem medizinischen Durchbruch, der mir die Sorgen vor einer Infektion nehmen würde. Aber um erstmal beobachten werde ich ja eh nicht herumkommen, gibt ja erstmal keine Impfung für Jungspunde wie mich.
Randthema, da aber hier offensichtlich gut recherchiert wird, hätte ich eine Frage zu “Einige Gerinnungshemmer und Immunhemmer zeigen Nutzen”:
Welche sind wann in welcher Form/Dosierung von Nutzen (lieber ASS oder Heparine, welches kortisonhaltige Dosieraerosol, noch andere Immunhemmer?)? Vielleicht nicht ganz uninteressant bei zu erwartender Omikroninfektion nach Boosterimpfung …
Zu 3.: “Die gegenüber der Standard-Prüfdauer von mindestens 6 Jahren auf wenige Monate verkürzte Prüfdauer ist eine Notlösung in Pandemie-Situationen. Wenn dies die optimale Prüfdauer wäre, müsste sie doch bei allen Impfstoffentwicklungen angewandt werden. Das ist – vermutlich aus guten Gründen – nicht der Fall.”
@Jobst: Das ist in dem MaiLab-Video doch gut erklärt worden! Die Notlösung angesichts der Pandemie-Situation bestand in der Mobilisierung massiver Ressourcen an gleichzeitig forschenden Wissenschaftlern / Instituten weltweit, sowie die radikale Straffung und teilweise Gleichzeitigkeit aller bürokratischen Abläufe und Prüfvorgänge der Behörden (Rolling Rewievs). Außerdem haben Staaten weltweit Geldmittel in enormen Ausmaß in die Hand genommen und auch der wissenschaftliche Datenaustausch und die Kooperation, die sonst durch wirtschaftliche Konkurrenz begrenzt ist, war angesichts der Dringlichkeit viel höher als unter normalen Bedingungen. Die “guten Gründe” heißen Ressourcen und letztendlich GELD!
Impfstoffentwicklungen jenseits globaler Pandemien und Ausnahmezustände erfolgen ohne eine derartige Dringlichkeit durch wenige Vertragsinstitute und eine begrenzte Anzahl von Forschern. Die begrenzten Ressourcen werden bei entschleunigter Prozessgeschwindigkeit zu ihrem maximalen Wirkungsgrad gebracht und ausführlich geprüft, was natürlich Gründlichkeit begünstigt und Fehler minimiert.
Die aufgewendeten Mittel stehen in einem relativen Universum natürlich immer in einem Verhältnis zum Problem und seiner Dringlichkeit. Ob weltweit 100 Patienten oder 30 Millionen von einer Krankheit betroffen sind macht in einer ökonomischen Gesellschaft einen riesigen Unterschied, wie das äußerst unterschiedliche Engagement der Pharmaindustrie bei Massenerkrankungen in Relation zu sehr spezifischen Erkrankungen mit wenigen Betroffenen zeigt.
Wären wir eine zivilisierte gloabale Kultur (und würden dies nicht nur ständig behaupten), hättest Du Recht: Mittelaufwand und Prüfdauer wären immer gleich (nämlich so hoch und schnell als möglich)
– unabhängig von der Anzahl der Fälle
– unabhängig vom Verbreitungsgebiet (Epedemien in Afrika und Südamerika haben eine deutlich niedrigere Dringlichkeit als in Nordamerika, Europa, Australien und neuerdings auch Asien)
– unabhängig von Mortalitätsrate, Infektiosität usw.
In unserer HighTech-Barbarei aber wird ALLES ökonomisiert, auch der Wert des menschlichen Lebens. Ein bestimmter Prozentsatz an Verlust ist angesichts unverhältnismäßigen Mitteleinsatzes zu verschmerzen.
Würde durchgesetzt werden, dass alle Forschung in realtime open source zur Verfügung stünde, wäre Kooperation und Symbiose zur Problemlösung Gesetz (wie in der Natur) anstatt ständig gigantische Mittel an infantile Konkurrenz zu verschleudern, könnte der Wirkungsgrad des weltweiten Ressourcen-Einsatzes weit unter 50% gesenkt werden.
Wären wir eine intelligente, statt eine clevere Spezies (zwei völlig verschiedene Ebenen), wüssten wir, das nachhaltiger Wirkungsgrad und Maximalprofit sich in Wahrheit zueinander antagonistisch verhalten.
Die Verfassungen westlicher Demokratien verbieten eigentlich, den Wert einzelner menschlicher Leben gegeneinander aufzuwiegen, oder in Relation zu welchem Aufwand auch immer zu setzen. Würden wir das ernst nehmen, müssten wir Pharmaindustrie, Pflege- und Gesundheitssystem verstaatlichen, weil das Maximalprofit und Gewinnspannen ausschließt. Aber für vorbewusste, vorzivilisierte Kulturen gilt: Papier ist geduldig.
Nicht nur bei diesem Thema.
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Vielen Dank für den Artikel! Habe mich schon lange gefragt wie eine Impfung Narkolepsie auslösen kann.
Vielleicht noch als kleine Ergänzung: Narkolepsie hat eine hohe Dunkelziffer. Bis zur Diagnose kann es teils Jahre dauern (~ 12 Jahre bei mir). Ärzte-Marathons sind nicht unüblich, weil die Krankheit eher selten ist. Habe es irgendwann aufgegeben, weitere Ärzte aufzusuchen. War ja „alles in Ordnung“ bei mir, bis ich jemanden mit ähnlichen Symptome im Fernsehen gesehen habe.
Somit frage ich mich, ob man in sechs Monaten der Testphase alle Narkolepsie-Fälle hätte identifizieren können. Erhöhte Tagesmüdigkeit assoziiert vermutlich nicht jede Testperson als Auswirkung durch die Impfung bzw. Krankheitsbild. Die Sidekicks der Narkolepsie muss man auch erstmal kennen und in Verbindung bringen (Kataplexie, Schlaflähmung, Halluzinationen).
Schlussendlich: Mit Narkolepsie kann man leben und weiß auch gleich, wer tolle Menschen sind und auf wen man getrost im Leben verzichten kann.
Abgesehen davon, können viele Patienten ihre Krankheit auch positiv beeinflussen durch Sport, Schlafhygiene, gesunde Ernährung, Medikamente… Abgesehen davon, ist sie nicht tödlich und zeigt, welche Berge man dennoch bewegen kann. Sofern die Krankheit durch die Impfung gegen COVID-19 überhaupt ausgelöst wird.
Die Langzeitwirkung durch COVID-19 fände ich (35 J / seit ~ 20 J Narkolepsie / 8 J mit Diagnose) wie auch der Autor, ein zu hohes Risiko und würde mich lieber impfen lassen, sobald ich an der Reihe bin.
Hallo Mia und an alle anderen,
ich stoße zufällig auf deinen Kommentar. Du hast also Narkolepsie … ich vermute, meine Tochter hat das auch (sie ist jetzt 16). Wir haben vor 2 Jahren einen Kinder-Neurologen konsultiert, die Diagnose Narkolepsie ist aber nie gefallen … im Nachhinein denke ich: vielleicht auch als Schutz. Denn sie hat es nicht in der Extremform. Wie du sagst: Man kann damit leben … bei meiner Tochter ist es so, dass sie nicht einfach umfällt und eingeschlafen ist. Sie kann noch entscheiden, ob sie am Tisch einschläft oder auf dem Sofa. Kataplexien … super im Artikel beschrieben. Kommen immer dann, wenn es sehr emotional ist und dauern tatsächlich nur Sekunden. Aber Eingeweihte bemerken es.
Weiß jemand, ob es “Abstufungen” bei der Narkolepsie gibt, die Anzeichen also auch etwas abgeschwächt sein können? Ich dachte früher, es gibt KEINE Abstufungen: entweder man hat sie richtig heftig (schläft im Stehen ein und fällt um), dann ist es Narkolepsie, oder, wenn man “nur” seeeehr müde ist, ist es eine andere Krankheit. Aber wie passen dann die Kataplexien dazu? Die Müdigkeit tritt bei meiner Tochter auch nur dann extrem zutage, wenn von außen keine Reize mehr kommen, z.B. Schulunterricht, der sich eintönig dahin zieht, langweilige Autofahrten, Schulaufgaben machen. Ist der Unterricht lebhaft, schläft sie nicht ein, hat ihre Müdigkeit im Griff.
Ich habe für mich entschieden, dass ich als Mutter das Thema vorerst nicht weiter verfolge … das soll meine Tochter ggf. selbst vorantreiben, wenn sie volljährig ist. Meine Tochter hat über einige Monate Oxcarbazepin genommen, davon wurde die Müdigkeit aber schlimmer und auch in der Schule hat sie sich verschlechtert … wir haben das Medikament ausgeschlichen und abgesetzt, sie wollte keine Medikamente mehr nehmen. Nun hat sie nach der 10. Klasse das G8-Gymnasium verlassen und auf ein berufliches Gymnasium gewechselt und kommt dort gut klar.
Gegen Schweinegrippe habe ich sie damals nicht impfen lassen (aber gegen alle anderen gängigen Krankheiten) … aber wer weiß, vielleicht wurden ihre Symptome von einem Infekt im Kleinkindalter ausgelöst … das könnte ja sein, wenn ich den Artikel richtig gelesen habe (bin Laie und habe keinen medizinischen Hintergrund). Auch hat sie ein ganz anderes Schlafverhalten wie meine anderen Kinder … lässt sich nur sehr schwer wecken, hat die unglaublichsten Träume … passt irgendwie, oder?
Wenn sich jemand auskennt: Bitte gerne eine Rückmeldung.
OK, da muß ich jetzt mal schnell was zu sagen: was Du da beschreibst entspricht zu fast 100% meiner eigenen Symptomatik und bei mir wurde (vor mehr als 20Jahren, vor Entdeckung des Hypocretins) auch die Diagnose Narkolepsie in den Raum gestellt. Seit ein paar Jahren weiß ich aber , daß ich Asperger Syndrom habe. Das wird häufig bei Mädchen übersehen, weil die Symptome komplett anders sind als bei Jungs. Literaturtipp: Aspergirls von Rudy Simone. Kann natürlich sein, dass ich komplett danebenliege, aber nachlesen schadet ja nicht. Viel Glück
Gibt auf jeden Fall Abstufungen. Auch Kataplexie heißt nicht bei jedem, dass man umfällt. Bei Vielen ist sie nur teilweise, z.B. im Gesicht oder Oberkörper.
Du könntest Dich an ein Schlaflabor wenden, die können sowas abklären.
Hi,
Sorry ich musste einfach antworten. Hoffe du liest das.
1. Keine Diagnose zu stellen ist niemals ein Schutz. Bitte wende dich an ein spezialisiertes Schlaflabor wenn du den ernsthaften Verdacht hast. Mehr Infos gibts auch bei der deutschen Naekolepsiegesellschaft.
2. Ja es gibt Narkolepsie in verschiedenen Abstufungen so wie fast jede Krankheit. Manche haben auch keine bis sehr kleine Kataplexien. Hauptsymptom ist die Müdigkeit am Tag.
3. Es ist schwierig, auch als Eltern zu akzeptieren, dass das eigene Kind vielleicht chronisch krank oder behindert ist. Aber bitte unterstütze deine Tochter und rede es nicht klein. Das sie wegen der Müdigkeit kein Abi macht finde ich sehr traurig. Mit den richtigen Medikamenten kann man sehr viel Lebensqualität und Wachheit zurückgewinnen. Sie ist zu jung, um sich da jetzt schon mit abzufinden.
4. Eine richtige Untersuchung kann auch andere Ursachen ausschließen wie Schlafapnoe, Eisenmangel, was mit der Schilddrüse, B12 Mangel, chr. Erschöpfungssyndom etc.
5. Alles Gute für euch!
Ich würde es jedenfalls vor dem Führerschein wissen wollen. Sonst kann ich deine Argumentation gut nachvollziehen.
Hallo Beate, hallo Mia und alle, die sich beim Stichwort “Narkolepsie” angesprochen fühlen,
(weniger durch das Impfproblem – bin aber auch sehr positiv angetan von der Darstellung und der meisten Beiträge !)
Ich bin für einen sehr offenen und direkten Umgang mit der Krankheit Narkolepsie.
Meine Erfahrungen:
Ich hatte als Jugendliche schon Träume, die auf meine viel später (ca. 35 Jahre später ) diagnostizierte Narkolepsie hinwiesen – Schlaflähmung mit Halluzinationen – die ich damals nicht einordnen konnte, niemand kannte so etwas und ich ignorierte sie dann einfach . Auch meine damals schon vorhandene Tagesmüdigkeit in der Schule und in der Uni, wenn ich nur zuhören musste, führte ich auf generellen Schlafmangel zurück. Dass ich beim Autofahren grundsätzlich nach ca. spätestens 30 Minuten unbedingt ein Nickerchen machen musste, nahm ich hin, fand es aber schon seltsam. Erst als ich bei jedem Konzert sofort einschlief und meine Freundin mir zur Untersuchung riet, suchte ich ein Schlaflabor auf und bekam die Diagnose. Es war SEHR erleichternd, denn nun konnte ich das mir peinliche Einschlafen für kurze Zeit – auch in Vorträgen, Arbeitsbesprechungen und privaten Gesprächen – endlich erklären und niemand nahm/nimmt mehr Anstoß daran.
Was allerdings nicht so positiv ist, sind die zunehmenden Kataplexien, die ich früher (auch noch bis ca. 5 Jahre nach der Diagnose) noch nicht kannte. In einer Phase extremer Arbeitsbelastung habe ich zum ersten Mal eine Kataplexie bewusst wahrgenommen , dass ich sie nicht mehr verleugnen konnte.
Jetzt muss ich mich bei jedem (für mich guten!) Witz, jeder überraschenden Freude oder überraschenden Berührung durch ein Leid , (innerer) Empörung oder Stolz etc. darauf einstellen, was ja eigentlich nicht geht, da der Überraschungseffekt dabei sehr wichtig ist. Mein Umgang damit (Medikamente habe ich als wirkungslos alle wieder abgesetzt) ist so, dass ich Menschen, mit denen ich mehr zu tun habe “aufkläre”, d.h. ich weise sie darauf hin, dass es eine Reaktion geben kann, die aussieht als würde ich in Ohnmacht sinken, kann nicht mehr Sprechen, nicht mehr kucken (das unterscheidet sich übrigens je nach Gefühl) sie mich aber bitte GANZ und GAR in Ruhe lassen, ja richtiggehend IGNORIEREN sollen, denn alles Bedauern, Zuwenden, Nachfragen bedeutet, dass ich länger in meinen Gefühlen bleibe und grade deshalb nicht wieder aus der Kataplexie herauskomme. Diese Entdeckung hilft mir enorm, denn, die die mich gut kennen, beruhigen die Andern und weisen darauf hin, dass kein Handlungsbedarf besteht. Das Entlastet mich und ich komme leichter wieder raus. Es ist immer etwas anstrengend, aber so klappt es am besten. Dann kann ich ggf. noch etwas dazu sagen.
Wenn ich gar zu sehr wie ein Sack im Stuhl hänge oder so, dann hilft es mir schon, wenn mich jemand hält und aufrichtet, aber ohne “Getue”, nur als Stütze, dann fühle ich mich nicht mehr so würdelos.
Da ich auf keiner Seite zu Narkolepsie solche Ratschläge fand is jetzt, dachte ich, ich schreibe sie auf, denn für mich hat es auch eine Weile gedauert, bis ich das alles herausfand.
Hallo Beate,
bei meiner Tochter besteht eine eindeutige Diagnose mit Blick auf Narkolepsie (Untersuchung Rückenmarksflüssigkeit) wg. Pandemrix und ich habe als Papa dies möglicherweise auch (zwei Diagnose aus dem Bereich der Schlafkrankheiten).
Wenn Du magst, könne wir gerne kommunizieren.
Meine Adresse: ra-nw@gmx.de
Lg
Ingo
Danke für Argumente! Bei den nach 2015 offenen Nakolepsiefällen geht es nur um Erkrankungen in den ersten zwei Jahren nach der Impfung. Die Betroffene warten teilweise noch heute auf die Entscheidung der Behörden. Die Verfahren sind in z. B. in Finnland, Schweden und Deutschland lange nach 2015 noch nicht entschieden. Die positiv entschiedenen Fälle tauchen bislang in keiner Statistik auf. Noch heute vertritt eine Anwältin in Deutschland Fälle im zweistelligen Bereich gegenüber dem PEI (Quelle: o. a. taz-Artikel).
Sie brauchen nicht in einer offiziellen impfschäden-Statistik auftauchen, um wissenschaftlich berücksichtigt zu werden. Man kann einfach alle narkolepsiefälle einer Region nehmen und schauen, wer davon geimpft worden ist. Dann sieht man, in welchem Zeitraum und wie stark die Impfung das Risiko erhöht hat. zB hier https://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1003225
Dankeschön für diesen wunderbaren Blogeintrag
Toller Artikel, Danke dafür!
Eine Frage drängt sich mir auf: Wie würde denn jetzt der Risikovergleich bei Pandemrix ausfallen? Also angenommen, es gäbe eine Schweinegrippe-Pandemie und der einzige verfügbare Impfstoff wäre Pandemrix. Würde ich dann vielleicht sogar zu dem Ergebnis kommen, mir den trotzdem verabreichen zu lassen?
Ich glaube nicht. Vielleicht als alter Mensch
(narkolepsierisiko war nach Pandemrix besonders bei Kindern und Jugendlichen erhöht) mit sehr hohem Risiko eines schweren Verlaufs durch Grippe. Aber mit dem Wissen von heute würdest du eine besonders harmlose Grippewelle gegen einen besonders problematischen Impfstoff abwägen. Hinterher weiß man immer mehr.
Ich bin mir total unsicher, ob eine Covid19-Impfung für mich ein großes Risiko ist. Ich habe seit ca. 10 Jahre eine sehr abgeschwächte Form von Epilepsie und nehme auch dagegen Medikamente. Die wirken auch sehr gut und ich habe ein normales Leben ohne Einschränkungen. Diese Epilepsie entstand auch kurz nach meiner Impfung gegen die Schweinegrippe…
Daher meine Ängste und Befürchtungen…
Wirklich toller Artikel! Bin von solchen biologischen eher weit entfernt, aber du hast eine tolle Art zu schreiben, die es auch Laien verständlich rüber bringt.
Für mich steht schon seit Anfang fest, dass ich mich impfen lassen werde, aber die Prozesse dahinter zu verstehen, gibt einem doch nochmal eine Beruhigungsschub.
Ich weiter so,
Liebe Grüße,
Colja Bahrenberg
P.S.. Bin Psychoanalytiker, da musste ich bei deinen Seitenhieben leicht schmunzeln. Auch wenn so etwas natürlich vorkommt, sollte man nicht jede Psychosomatik ausschließen in der Vermutung das es dafür irgendwelche physiologische Gründe gibt. Klang für mich einfach sehr kritisch bezüglich der Psychoanalyse, als wäre der analytische Ansatz per se Quatsch. Eventuell hast du da aber auch einfach einen Nerv getroffen 😀
Ich sehe Psychoanalyse tatsächlich kritisch. Aber psychosomatische Beschwerden gibt es natürlich. War jetzt nicht von vornherein Quatsch, bei Narkolepsie in diese Richtung zu denken.
zuerst einmal danke für den interessanten und gut recherchierten Artikel. Ich habe speziell zur Pandemrix Debatte einiges gelernt.
Ein kleiner orthografischer Hinweis: der Dativ plural von Narkoleptiker ist “Narkoleptikern” ohne das Apostroph 🙂 ich verzichte jetzt absichtlich auf den populären Ausdruck dafür.
sorry… der Apostroph sollte es heissen 🙂
Den Apostroph nutze ich zum gendern. “Narkoleptiker (und Narkoleptikerinne)n”
zum Apostroph wollte ich auch was schreiben, aber okay, du nutzt ihn zum gendern. Warum genderst du nicht mit Sternchen, Doppelpunkt oder Unterstrich, wie viele andere, dann hast du auch die Diversen mit drin, und ich als Frau fühle mich übrigens nicht genannt, wenn da der (sorry) “Deppenapostroph” genutzt wird.
Ansonsten ist der Artikel das informativste, was ich bisher zu dem Thema gefunden habe, danke!
Erstmal möchte ich dir für deinen wirklich sehr aufschlussreichen und tollen Artikel danken. Ich habe mich schon relativ viel über Narkolepsie, halb-laienhaft im Internet (ein gewisses Grundvorwissen besteht durch meine Aktivität als interessierter Schüler des Bio-LKs der 13. Klasse), beschäftigt.
Dies hat auch einen bestimmten Grund, denn meine Mutter hat Narkolepsie.
Meine Frage ist nun ob du irgendwelche konkrete Zusammenhänge zwischen den Risiken bezüglich Narkolepsie bei der Schweinegrippewelle bzw. -impfung und der aktuellen Corona-Pandemie und zukünftigen Impfungen siehst? Macht es eventuell Sinn einer Corona-Impfung erstmal aus dem Weg zu gehen (abgesehen davon, dass ich mit meinen 18 Jahren ohne Vorerkrankungen sowieso eine Weile auf den Impfstoff warten müsste)? Sollte ich vielleicht über eine Genexpressionsanalyse nachdenken um Klarheit über eine mögliche Disposition bezüglich des Typs HLA-DQB1*0602 zu schaffen?
Ich würde mich wirklich sehr über eine Antwort freuen, da ich den Virus SARS-CoV-2 als wirklich nicht ungefährlich sehe und mich gerne (auch für meine Mitmenschen) Impfen lassen würde.
LG Mathis
Hi Mathis! Wie es aussieht, war ja bei Pandemrix ein molekulares Mimikry das Problem (wenn es der Wirkverstärker war, müsste das gleiche Problem ja bei anderen Impfungen mit diesem Wirkverstärker auch auftreten – obwohl da durchaus noch diskutiert wird). Coronaviren haben ihre eigenen Mimikrys, sehen aber ganz anders aus als Grippeviren und damit auch als H1N1. Dass also ausgerechnet Narkolepsie als Problem eines der Corona-Impfstoffe auftritt, kommt mir höchst unwahrscheinlich vor.
Der HLA-Typ, der mit Narkolepsie assoziiert ist, kommt zwar bei fast allen Narkoleptikern vor aber immerhin bei einem Drittel aller anderen auch. Wenn Du den hast, erhöht sich statistisch Dein Risiko, Narkolepsie zu kriegen – ist aber immer noch wirklich niedrig. Für den Einzelnen hat diese Info deswegen praktisch keine Bedeutung.
Danke für diesen sehr informativen und gut recherchierten Artikel! Leider ist es so: Die Impfgegner werden ihn nicht lesen (und vermutlich auch nicht verstehen, weil zu lang).
Ich hatte vor einigen Jahren ECHTE Grippe (das war ziemlich übel) und in der Folge begann Psoriasis, eine lästige Autoimmunerkrankung, die zwar vererbt ist, aber oft erst mit solchen Auslösern durch bricht.
Ich wollte nur ein großes Dankeschön für den tollen Artikel da lassen! Erstens natürlich super recherchiert, aber auch sehr gut geschrieben, teilweise sogar wirklich lustig! Ich musste an der Stelle mit den Quatsch präsentierenden Zellen richtig lachen, das passiert sonst bei Immuno und Molekularbio-Themen eher selten 😉
Sehr interessanter Artikel, der mir persönlich eine Erklärung zu meinem Fall gibt. Ich war wahrscheinlich mit Schweinegrippe infiziert, hatte einen “milden” Verlauf, der mich 14 Tage völlig ausknockte. Getestet wurde ich nicht, weil ich nicht fähig war in eine Praxis oder Ambulanz zu fahren und Hausbesuche seitens der Ärzte in meiner Gegend nicht gemacht wurden. Geimpft wurde ich nicht.
Einige Zeit nach der Erkrankung fingen meine Beschwerden an. Kataplexie, die ich überhaupt nicht ei ordnen konnte, Restless Legs und plötzliche Schlafattacken. Es dauerte Jahre, bis irgendwann die Diagnose Narkolepsie gestellt wurde, weil sich kaum ein Arzt damit auskennt.
Zum Glück ist es bei mir eine milde Variante, die ich gut in mein Leben integrieren kann.
Ich danke für diesen Artikel, weil mir bisher nicht klar war, dass evtl das Schweinegrippenvirus der Auslöser war.
Bzgl der Covid-19-Impfung muss ich sagen, dass das Risiko durch eine Infektion mit dem Virus von Folgeschäden, wie Fatique und einem chronischen Erschöpfungssyndrom zusätzlich belastet werden zu können, für mich persönlich ein klarer Pluspunkt für eine Impfung ist..
Super zusammengefasst, für mich als Hausarzt echt wertvoll! Habe den Impfstoff von BioNTech/Pfizer (Handelsname: Comirnaty) bereits zweimal erhalten und gut vertragen. Zur Info: Nebenwirkungen kann man problemlos per App SafeVac an das PEI (Paul-Ehrlich-Institut) melden. Klappt auch gut.
Toller Artikel. Und nein, das meine ich ernsthaft und sage es nicht nur, weil ich doch etwas habe, wo ich meinen Senf dazugeben will 🙂
Zu dem Absatz über Encephalitis Lethargica: Das hat zwar mit dem was du eigentlich sagen wolltest – Grippe kann Gehirnschäden verursachen – nicht direkt was zu tun, aber in diesem Paper bewerten sie Grippe als Ursache als eher unwahrscheinlich:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2778472/
Leider kann die hier dazu verlinkte Studie leider nicht lesen (Paywall) und kenne mich mit dem Thema nicht gut genug aus, um zu sagen, ob das repräsentativ ist.
Sehr schön geschrieben, ich werde es überall verlinken 🙂 Tu mir nur einen Gefallen und mach dieses “-er’n” weg! Es heißt “bei Narkoleptikern” nicht “bei Narkoleptiker’n”. Mein innerer Monk rastet völlig aus! Außerdem verleiht eine korrekte Orthografie deinem Text mehr Seriösität und erzeugt mehr Vertrauen. Wenn du es korrigiert hast, darfst du diesen Kommentar gerne löschen, um die Spuren zu verwischen 😉
Das ist ein gegenderter Plural
Ich finde es gut, dass Du Dich um eine Schreibweise, die niemanden diskriminiert, bemühst. Ich fürchte, einige Mitleser*innen erkennen sie nicht als solche, weil sie nicht so üblich ist wie der Doppelpunkt, Stern oder Unterstrich. Wenn Dir diese Alternativen aus einem anderen Grund nicht gefallen, ist das natürlich Deine Entscheidung und es ist mir lieber, Du machst das so und erklärst es in den Kommentaren, als dass Du generisches Maskulinum verwendest. Aber ein *innen wäre vermutlich eindeutiger.
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag! Es gibt wenige Fachlich gut recherchierte Artikel die auch für einen Menschen der nicht vom Fach ist, gut zu verstehen ist, Gratulation! Da ich selber von einer AutoImmunerkrankung betroffen bin (Fibromyalgie) und mich gerne impfen lassen würde, bin ich sehr verunsichert. Ich möchte auf keinen Fall dass sich meine Symptomatik verschlechtert! Wie soll man da vorgehen? Gibt es einen Impfstoffhersteller der eher zu empfehlen ist oder ist es egal welche Art von Impfung man nehmen würde?Da ich als Betroffene natürlich nicht feststellen kann was in den einzelnen Impfstoffdosen enthalten ist wäre das hier meine Frage. Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar!
Danke für diesen Artikel! Als Narkoleptikerin, die kurz nach einer Schweinegrippe erkrankte wird man gerne doof angeschaut, wenn man Bedenken gegen neue Impfstoffe äußert und als Impfgegner abgestempelt. Aber das verbannte Kind scheut halt das Feuer. Hat eine bestehende Autoimmunerkrankung Auswirkungen auf das Risiko für Nebenwirkungen bei dem neuen Impfstoff? Und andere Frage: sollte man sich impfen lassen, obwohl man vor einer Weile wahrscheinlich schonmal Corona hatte? Thema Double Hit und aber auch wie lange bleiben die Antikörper. Hab mal gelesen, dass man das zB ein halbes Jahr später gar nicht mehr nachweisen kann. Danke für deine ausführliche Recherche!
Super Artikel! Vielen Dank für die Aufklärung! Ich habe eine vielleicht etwas naive Frage. Warum stellen wir nicht eine Corona Mutante her, die nicht tödlich für den Menschen ist, aber dafür viel ansteckender. Mit dieser Mutante infizieren wir dann ein paar Menschen, sodass sie sich weiterverbreitet. Dann würde sich doch diese Mutante gegenüber dem Wildtyp durchsetzen oder zumindest bei vielen Menschen eine Immunität erzeugen, sodass man auch gegen den Wildtyp immun ist. Oder man verwendet gleich ein anderes Virus, welches bekanntermaßen nicht so tödlich, aber eben ansteckender ist und integriert die Sequenz, die für das Spike Protein kodiert. Wäre so etwas möglich?
Das wäre zu riskant. Wenn Du sowas einmal ausbringst, kannst Du es nicht mehr zurückholen. Dieses künstliche Virus wäre genau wie ein natürliches Virus Selektionsprozessen unterworfen und würde sich ändern. Du könntest stattdessen so ein Virus herstellen und es so modifizierewn, dass es sich nicht selbst fortpflanzen kann, sondern jedem einzeln verabreicht werden muss. Viel sicherer. Dann bist Du bei einer normalen Impfung.
Hallo
danke fuer die Arbeit und Muehe.
Eine Frage hätte ich.
1. Wieviele Narkolepsieerkrankte hatte man während und nach der Impfung? Wieviele wurden anerkannt in Finnland und Schweden?
Lieber Lars,
Danke für diesen Artikel! Es wirkt als hättest du echt ausführlich recherchiert, was super viel Arbeit ist und noch dazu fällt es leicht, den Text zu lesen, voll hammer!
Ich hab zwei Fragen, die ich jetzt hier stelle, weil es wirkt, als wärst du sehr informiert:
1. Wie würdest du vorgehen/das Risiko abwägen, für den Fall, dass covid-19 bereits durchgemacht wurde?
2. Ich habe einerseits etwas dazu gefunden, dass die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung durch Impfungen geringer ist als nach dem Durchmachen der Krankheit und anderseits auch, dass für eine gewisse Zeit die Immunität anhält bzw. nicht niedriger ist als bei einer Impfung. Was weißt du dazu?
Danke für deine Arbeit und dass du auf so viele Fragen detailliert eingehst!!
Liebe Grüße,
Lena
Hallo! Danke für den informativen Artikel. Das simple Bashing gegen die Psychoanalyse finde ich aber total daneben. Auch die Psychoanalyse verdient es komplex betrachtet, gewürdigt und kritisiert zu werden. Es gibt auch innerhalb der Psychoanalyse viel Reflexion, Weiterentwicklung und unterschiedliche Richtungen.
Kennt ihr den Baghdi? Oder, dass man – wie von Mai erwähnt – unfruchtbar wird? Mein Bruder hat auch angeführt, mit der Impfung würden Kinder ohne Augen gebohren. Ich glaube das sind nur Metaphern, auf die die Wissenschaftler* hereinfallen, weil sie wissenschaftlich darauf reagieren, natürlich ohne Ergebnis.
Nach dem Lesen des Artikels und fast aller Kommentare kommt bei mir nun folgende Frage auf: Wenn die Impfstoffe nun ständig an neue Varianten angepasst werden, unter Vermeidung von Molekularer Mimikry, wird dann die Evolution nicht irgendwann ausschließlich Viren hervorbringen, die wie “Bestandteile unseres Körpers” aussehen, sodass wir “keine Augen” mehr haben?
Impfung macht nicht unfruchtbar, das ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Auch dass Mai so etwas behauptet hätte, ist falsch. Durch Impfung werden auch keine Kinder ohne Augen geboren, weder im wörtlichen, noch im metaphorischen Sinne. Ein Selektionsdruck für molekulare Mimikries gibt es, seit es ein Immunsystem gibt. Deswegen sind Krankheitserreger auch voll mit denen. Impfungen ändern daran nichts.
Dass die Impfungen nichts an dem Selektionsdruck ändern, beruhigt ein wenig. Das wird sicher so sein, dass der Körper letztendlich seine Mechanismen selbst umstellt, meinetwegen das Hypocretin wird zu einem anderen Stoff, der die selbe Wirkung hat.
Bzgl. den Dingen, die an den Haaren herbeigezogen sein sollen: Bitte nochmal das von mir durchlesen und Kontext verstehen (es sollen meiner Ansicht nach Methapern sein!).
Super Artikel – vielen Dank dafür!!
Als Autoimmunerkrankter hat man ggf. ein höheres Risiko, sich eine zweite von der Sorte einzufangen. Wenn man sich aber nun impfen lassen möchte, weil man Folgeerkrankungen von Covid als das grössere Risiko einschätzt: lieber zur mRNA oder den konventionellen Stoffen greifen? (wenn möglich.)
Die Behauptung mit der Unfruchtbarkeit ist nicht als Metapher gemeint und verunsichert weltweit Menschen. In UK geben ein Viertel der Frauen bis Ende 30 an, dass sie u.a. wegen Sorge vor Unfruchtbarkeit keine Impfung wollen. Es gibt mehrere potentielle molekulare Mimikries aus SARS-CoV-2. Ausgerechnet diese Unfruchtbarkeitssache ist aber völlig unplausibel. Die stellen, die da angeführt werden, sind sich einfach nicht ähnlich genug. Es ist an den Haaren herbeigezogen.
Die Metapher mit den Augen habe ich schon verstanden. Aber wie gesagt, passiert das weder in echt noch im metaphorischen Sinne.
Transmitter wie Hypocretin können wir nicht schnell genug umstellen als dass wir damit auf Viren reagieren könnten. Dafür ist unser Immunsystem sehr flexibel. Das findet immer wieder Wege, neue Virusvarianten unschädlich zu machen.
Richtig guter Artikel!
Ich nehme allerdings an, dass das häufiger “‘n” (z.B. “Narkoleptiker’n”) eine neue Form des Genderns ist – die ich alle für echt unnötig halte.
Insbesondere diese drückt ja allenfalls aus, dass an die weibliche Form prinzipiell gedacht wurde, aber sie nicht wirklich eingebaut wird.
Muss doch alles nicht sein 🙂
Hallo Lars,
auch von mir ein großes Lob für deinen Artikel, er hat mir schon oft in der Auseinandersetzung mit Antivaxxern geholfen.
Heute habe ich mich erstmals gefragt: Wenn die Impfquote gegen die Schweinegrippe so gering war, wie von dir angegeben, dann müssen wir doch davon ausgehen, dass (1.) sich damals ein Großteil der Bevölkerung angesteckt hat, oder nicht? Und wenn das so war, dann hätten doch auch (2.) bei uns viel mehr Narkolepsie-Fälle unter Ungeimpften bekannt werden müssen? Wo ist mein Denkfehler?
Oder sind diese Fälle einfach nicht aufgefallen, weil es für Ungeimpfte keine Surveillance gibt?
Viele Grüße, auch ans MaiLab-Team,
keep on rockin‘! 🤘
Klaus
Hallo Lars,
erstmal großes Kompliment, ein sehr aufschlussreicher und gut recherchierter Artikel!
Scheinbar habe ich aber irgendetwas nicht verstanden, für mich gehen die verschiedenen Zahlen die genannt werden nicht auf:
1) erster Absatz: 1 von 2000-5000 sind von Narkolepsie betroffen (ich denke es ist unabhängig von Impfstoff / Grippe / Schweinegrippe / etc gemeint, also das allgemeine Durchschnittsrisiko), also 0.02- 0.05%
2) Laut Meta-Analyse ist das Risiko durch die Impfung bei Kindern “14-fach erhöht, bei Erwachsenen ca. 7-fach”, das wären dann 0.28 – 0.7% bei Kindern und 0.14 – 0.35% bei Erwachsenen wenn man die Zahlen aus (1) zu Grunde legt (mir ist klar dass das vermutlich ziemlich grob ist, da das Risiko vermutlich nicht gleichverteilt sein wird über alle Altersklassen, es geht mir nur um die Größenordnung)
3) “Das Risiko, durch Pandemrix Narkolepsie zu entwickeln, war für Erwachsene laut einer Metaanalyse ca 1:181.000 […] (bei Kindern) 1:18.400)”, das wären aber nur (grob) 0.005% für Kinder und unfassbare 0.0005% für Erwachsene.
Die Zahlen aus (3) passen irgendwie schlecht zu den Zahlen aus (1) und (2) – es scheint als wären sie nicht nur kleiner als das erwartete Risiko (7*allgemeines Risiko), sondern sogar viel niedriger als das Risiko der Allgemeinbevölkerung – wie kann das denn sein? Ist Pandemrix am Ende ein verkannter Schutz vor Narkolepsie? 😉 Ich habe sicher irgendwas falsch verstanden…
Viele Grüße,
Phillip
Dankeschön!
In Deiner Rechnung hast Du den Zeitraum nicht berücksichtigt. Im ersten Absatz gehts darum, wer jemals im Leben Narkolepsie bekommt. Beim anderen darum, wer in dem einen Jahr nach der Impfung Narkolepsie bekommt.
Danke für diesen wirklich sehr tiefen und auch verständlichen Einblick in die Thematik, sodass man auch als Nicht-Mediziner folgen kann! Das Thema hat mich schon sehr lange interessiert!
An zwei Stellen hakt noch mein Verständnis und ich würde sehr gern noch einmal nachfragen:
1) ” HLA ist eine Struktur, die das Immunsystem dafür benutzt, nach möglichen Anzeichen für Krankheitserreger zu suchen. Und genau die HLA-Variante, die fast alle Narkoleptiker’n haben, bindet an diese Mimikry-Sequenz.”
-> Wie genau ist das “Binden an die Mimikry-Sequenz” zu verstehen, was ist genau der Hintergrund und was sind dann die Folgen daraus? Also welche Rolle spielt HLA konkret in dem Prozess?
2) Wenn es im beschriebenen Kontext zu einer Molecular Mimikry kommt, dann hat das aus Sicht des Virus den Zweck, nicht erkannt zu werden, oder? Es scheinen nur zwei Konsequenzen möglich zu sein.
Wenn er nicht erkannt wird: Keine körpereigene Bekämpfung des Virus’ -> definitiv Infektion bzw. keine erfolgreiche Impfantwort
Wenn er erkannt wird: Körpereigener Prozess gegen den Virus + die unpraktischerweise ähnlichen körpereigenen Zellen (z.B. Hypokretin) -> z.B. Narkolepsie.
Sobald also eine erfolgreiche Mimikry erreicht wurde, können wir scheinbar nur verlieren, egal ob unser Körper diese erkennt oder nicht. Liege ich damit richtig?
Vielen Dank für weitere Erklärung! Alles extrem spannend!